Wolfgang Reinhards Opus führt von den frühen Anfängen der europäischen Expansion in Antike und Mittelalter bis zu den Dekolonisationen des 20. Jahrhunderts, ergänzt durch einen kurzen Blick auf die Gegenwart."
"Das Buch veranschaulicht, dass die Geschichte der europäischen Expansion keineswegs ein gradliniger, unaufhaltsam voranschreitender Prozess war. Die Errichtung kolonialer Herrschaft war langwierig, und im Geflecht aus Konkurrenzen standen nicht selten Europäer gegen Europäer und Einheimische gegen Einheimische.
Missionare und Kolonialbeamte etwa stritten regelmäßig über die richtige Art, die Kolonisierten zu erziehen.
Gewalt spielte stets eine wichtige Rolle, häufig freilich nicht als Ausdruck der unwiderstehlichen Überlegenheit der Europäer, sondern als Zeichen ihrer Schwäche. Zahlenmäßig weit unterlegen und mit wenigen Ressourcen ausgestattet, erschienen Massaker und öffentliche Hinrichtungen den Europäern gerade zu Beginn der Kolonisierung als geeignete Mittel, ihren Machtanspruch zu demonstrieren."
Der Islamische Staat brauchte gewiss nicht dieses europäische Vorbild, um zu seinen Methoden zu kommen. Dafür gibt es genügend ähnliche Beispiele in der Geschichte. Aber "Massaker und öffentliche Hinrichtungen [...] als geeignete Mittel, [...] Machtanspruch zu demonstrieren." Das ist eine exakte Beschreibung des Vorgehens des Islamischen Staats.
"Die Europäer mussten die Erfahrung machen, dass gerade die Absolventen höherer Schulen und Universitäten – etwa die Politiker Jawaharlal Nehru in Indien, Kwame Nkrumah in Ghana und Julius Nyerere in Tansania – zu den entschlossensten Kämpfern für ein Ende der Kolonialherrschaft wurden."
"Diese europäische Expansion veränderte die Welt – und mit ihr Europa. [...] "Heute ringt die Welt im Zeichen der Globalität", resümiert Reinhard, "noch immer im Guten wie im Bösen auf allen Feldern mit der Hinterlassenschaft der europäischen Expansion." Auch die aktuelle Frage nach der Verantwortung für die Fluchtursachen ist ein Grund, diese Hinterlassenschaft neu zu diskutieren."
Mein Interesse an dieser Arbeit ist außer dem allgemeinen historischen ein doppeltes:
Zum einen beschäftigt mich das Thema Flüchtlinge und Flucht.
Zum anderen habe ich mich länger mit Jürgen Osterhammels:
Die Verwandlung der Welt, einer Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts, befasst, die mit Reinhards Unterwerfung der Welt nicht nur Parallelen in der Formulierung des Titels, den Verlag und eine Seitenzahl um die 1600, sondern auch eine Darstellung des europäischen Beitrags zur Globalisierung gemeinsam hat.
Die Verwandlung der Welt, einer Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts, befasst, die mit Reinhards Unterwerfung der Welt nicht nur Parallelen in der Formulierung des Titels, den Verlag und eine Seitenzahl um die 1600, sondern auch eine Darstellung des europäischen Beitrags zur Globalisierung gemeinsam hat.