Amoklauf, Mord an Menschen, die Zivilcourage haben, Mord für 20 Cent. Die Täter sind nicht unschuldig, es sind auch nicht ihre Eltern oder ihre Lehrer verantwortlich zu machen. Aber die Taten sind auch nicht völlig unerklärlich.
Hochbezahlte Manager, die gegen alle ökonomische Vernunft Durchschnittsrenditen von 25% anstreben und dafür geschickten Spekulanten Superprovisionen zahlen. Sie handeln so, nicht weil sie gieriger wären als andere Manager vor ihnen.
Ein Mensch gilt in unserer Gesellschaft nicht um seiner selbst willen, er muss "Leistung" zeigen. Die besteht nicht darin, dass er sein Handwerk versteht und dass er einsatzbereit ist, nein, er muss profitabel einsetzbar sein. Das ist ein Spekulant, nicht aber ein Dozent der Germanistik oder der Indologie. Das war gestern ein Maschinenbauer, heute aber nicht mehr, so lange bis eine boomende Konjunktur wieder mehr Maschinen aus Deutschland nötig macht. Und kein Betrieb leistet sich den Luxus, einen Angestellten voll zu bezahlen, wenn er nur so viel Arbeit für ihn hat, dass er sie in Ruhe und Sorgfalt erledigen kann und immer noch Zeit für ein Schätzchen mit dem Arbeitskollegen hat.
Das ist schlimm genug.
Noch schlimmer aber ist es, dass immer mehr junge Menschen das Gefühl gewinnen, dass diese Gesellschaft sie nicht braucht.
Was ist das für eine Gesellschaft, die hochqualifizierten Examinierten nur Praktikumsplätze zu bieten hat, an denen sie ohne Bezahlung einem Achtstundentag nachgenen sollen, nur deswegen, weil der Staat keine Kurzarbeit für alle finanziert, so dass sich aus den festangestellten Mitarbeitern so viel Arbeitsleistung herauspressen lässt, dass man zur Not auch ohne weitere Arbeitskräfte über die Flaute hinwegkommt?
Unsere Gesellschaft bläut mehr und mehr Menschen die Vorstellung ein, sie seien Versager, wenn sie keinen Arbeitsplatz bekommen. Die meisten geben sich wirklich die Schuld. Aber manche versuchen, sich mit Gewaltphantasien ein brüchiges Selbstvertrauen zu verschaffen. Und nur wenige von denen werden dann wirklich gewalttätig. Wenn aber wieder einer sinnlos gewalttätig wird, suchen wir alle möglichen Schuldigen. Nur die Bereitschaft zuzugeben, dass man nicht ohne Folgen Jahr für Jahr Menschen für überflüssig erklärt, die fehlt.
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