In der amerikanischen Buisinesswelt macht Dan Roam gegenwärtig Furore, weil er statt vieler Powerpointfolien nur eine Tafel einsetzt, auf die er von Hand Strichmännchen, Kästchen und Pfeile zeichnet.
So führt er z.B. vor, wie er die Absurdität der Boni für amerikanische Banker erklärt.
Weshalb das ein sinnvolles Verfahren ist, erläutert sein Bestseller The Back of the Napkin (deutsch: Auf der Serviette erklärt: Mit ein paar Strichen schnell überzeugen statt lange präsentieren, 2010. ISBN 3868810161 (Rezension/Buchausschnitte).
Die 6 w-Fragen (wer/was, wie viel, wo, wann; wie, warum), auf deren Beantwortung er seine Visualisierungen abstellt, tauchten sogar bei den Hirnforschern zur Bezeichnung wichtiger Nervenstänge im Gehirn auf.
Die Bilder, die dazu dienen, die Moderation einer Diskussion zu unterstützen (Visual Fascilitation) oder den Verlauf eines Gesprächs festzuhalten (Graphic Recording), sind dann freilich schon weniger simpel, wirken freilich ganz ähnlich wie ein - freilich sehr gut aufgeräumtes - Tafelbild nach einer Doppelstunde.
Zu den gehirnphysiologischen Hintergründen führt Roam den Titel Die blinde Frau, die sehen kann von Vilaynur S. Ranachandran an, der freilich noch eine Vielzahl anderer interessanter Bewusstseinsphänomene vorstellt.
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5 Kommentare:
Die Ideen werde ich mir sicher mal anschauen, aber so einfach das das mit der Tafel nicht. Er hat ja schon einiges vorbereitet und ob das gezeichnet oder in digitaler Form vorliegt, halte ich für unwichtig.
Mit einem Interaktiven Whiteboard kann man genauso in der Zeichnung rumkritzeln.
Grüße ...
@Anonym: "Mit einem Interaktiven Whiteboard kann man genauso in der Zeichnung rumkritzeln."
Völlig richtig, zwar braucht man Strom, funktionierende Software ... (http://wiki.zum.de/Kreidetafel#Geringe_Ausfallquote), aber es geht auch mit elektronischen Medien.
Bemerkenswert finde ich vor allem, dass die Tafel (ob Whiteboard oder eine andere) an die Stelle der Powerpointfolie tritt.
Powerpointprojektionen sind im Gegensatz zum Tafelbild bereits fertig. Was den wesentlichen Unterschied zwischen beiden ausmacht: das Tafelbild kann während der Kommunikation 'allmählich verfertigt' werden. Hierzu ein kluger Text aus der Sicht eines Architekten: Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Zeichnen.
@von Rudow: Ein sehr schöner Hinweis! Zur Anregung, dem Link nachzugehen, hier eine Kurzpassage aus dem Text:
"Skizzieren ist eine Strategie des Offenlassens. Es ist die Stütze eines vagen Gedankens und gleichzeitig die Möglichkeit, diesen Gedanken noch lange vage zu halten. Hierin ist sie Meister und hierin liegt ein großer Wert. Je länger das Ziel noch offen ist, um so eher kann man auf eine radikale Einsicht hoffen. In der Skizze kann sich jeder wiederfinden,..."
"Eine weit verbreitete naive Auffassung von Informationsverarbeitung schreibt den Sinnen eine zentrale, über das Funktionale hinausgehende Rolle bei Lernprozessen zu. So gäbe es auditive und visuelle Lerntypen, so seien Bilder Texten überlegen („Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“), und so spräche das Lernen mit Text und Bild beide Gehirnhälften an, was die Behaltensleistung fördere. Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten besteht jedoch kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Art der externen Codierung von Information und der internen Repräsentation von Wissen. So kann die Rezeption eines gesprochenen Textes bildhafte Vorstellungen auslösen, Bilder können auch verbale Repräsentationen verursachen. Diese möglichen Umcodierungen hängen nicht allein von den jeweiligen Inhalten, sondern auch von der Kompetenz der Lernenden im Umgang mit den unterschiedlichen Codierungen ab.
Weder den Sinnen zugeordnete Lerntypen, Bildüberlegenheit noch Hemisphärentheorie bauen auf empirischen Befunden auf. Aus diesen Überzeugungen erwachsene didaktische Ratschläge greifen aus wissenschaftlicher Sicht zu kurz."
Armin Weinberger & Thomas Lerche, Didaktik der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, in
Wie kommt Wissenschaft zu Wissen?, 4 Bde., Einführung in die Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung, Theo Hug (Autor)
Wenn also der bei einer Präsentation gesprochene Text mit Bildern arbeitet und gleichzeitig von der Folie andere Bilder angeboten werden, wenn sich also akustisch und optisch vermittelte Bilder nicht ergänzen, sondern gegenseitig stören entweder durch Heterogenität oder durch Ähnlichkeit (Ähnlichkeitshemmung) wird die Angelegenheit vollends kontraproduktiv.
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