2.1.11

Loki Schmidt: Mein Leben für die Schule

Meiner Meinung nach passt der Titel "Leben für die Schule" nicht.
Die begeisterte Schülerin Loki Glaser hat mit und in der Schule gelebt und hat von den beiden Reformschulen, die sie besuchte, der Burgstraßenschule - einer Grundschule - und später von der Lichtwarkschule für ihr Lehrerleben vieles gelernt, was ihr die Lehrerausbildung nicht geben konnte.
Als sie dann Lehrerin war, hat sie für die Kinder gelebt. Manche Schulen hat sie gern wieder verlassen, weil ihr der dortige Geist zu autoritär war.

"Das Buch sollte Pflichtstoff für Pädagogen werden." (NZZ)
Ich denke, es ist weniger wichtig für die Pädagogen als für die Kultusministerien und Schulämter; denn es zeigt, dass vieles erst möglich ist, wenn sich die Lehrkraft nicht primär an die curricularen Vorgaben hält und sich die Freiheit nimmt, nicht jedes Jahr festgelegte Bildungsstandards zu erreichen.

"Diese Lehrerin wünscht man sich für seine eigenen und für alle Kinder." (SZ)
Wenn man von den vielen begeisterten Kindern und Eltern liest, legt sich das nahe. Wenn man bedenkt, dass sie oft über 50 Kinder zu unterrichten hatte, kann man sich freilich fragen, ob nicht zwei Klassen mit je 25 Schülern für viele Kinder doch besser gewesen wären.
Und gewiss würden heute viele Eltern bei einer Lehrerin, die ihnen am Anfang des Schuljahres ankündigt, dass sie die Kinder, wenn sie es für nötig hält, schlagen wird, auch die Parallelklasse vorziehen.

Dennoch, als Lehrer wünschte man sich die vielen Fähigkeiten, den Elan und den Mut gegenüber Vorgesetzten und die Energie, die Loki Glaser in ihre Arbeit einbrachte.
Bei solchen Fähigkeiten und solchem Einsatz der Lehrkraft wird Reformpädagogik hervorragende Ergebnisse bringen.
Und ich wünschte mir, ich wäre für die Schülerinnen und Schüler, die ich unterrichtet habe, das gewesen, was Loki Glaser-Schmidt für die ihr Anvertrauten geworden ist.

Die Begründung, die jetzt folgen müsste, wäre fast so lang wie das Buch. Nicht zuletzt die Schilderung ihrer - in vieler Hinsicht entbehrungsreichen - glücklichen Kindheit und die ihrer Grundschulzeit, in der viele (arbeitslosen!) Väter und Mütter in der Schule mitgearbeitet und damit einen Schulgeist der Zusammengehörigkeit geschaffen haben, wie er in weniger von Not geprägten Zeiten deutlich schwerer zu schaffen ist, gehörten dazu; aber auch die der vielfältigen Aktivitäten, mit denen sie ihre Kinder zu selbständigem Arbeiten und Handeln angeleitet hat.

Erst als Loki Schmidt aus Krankheitsgründen aus dem Schuldienst ausgeschieden war, hat sie nicht mehr direkt für die Schulkinder gearbeitet, sondern begonnen, Schulen zu unterstützen, z.B. mit ihrer Initiative für die Lern-Werk-Projekte für Hauptschulen der ZEIT-Stiftung.

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