16.6.11

Über die Gefahren von Computerschach und anderen Computerspielen

Unregelmäßig, aber mindestens einmal alle halbe Jahr komme ich dazu, mit einem Menschen Schach zu spielen. Vorher unterhalten wir uns, aber wir versuchen doch auch noch die Zeit für ein oder zwei Spiele herauszuschinden. Dann fahre ich des öfteren im Dunkeln nach Hause, obwohl ich das sonst zu vermeiden suche.
Mit meinem Computer kann ich auch Schach spielen. Er hat mir noch nie eine Revanche versagt. Das kann sich hinziehen.
Aber trotzdem versuche ich mich an einer Rechtfertigung für den Zeitverbrauch:

Relativ wenige Brettspiele sind darauf angelegt, Tötungshemmungen abzubauen, Computerspiele der Art gibt es einige. - Ich weiß, dass die wenigsten Spieler solcher Spiele in die Gelegenheit kommen werden, auszuprobieren, ob die Spiele in der Hinsicht effektiv sind.
Wenn man aber nachts bis um 4:00 um sein Leben gekämpft hat, sind am nächsten Morgen Dreisatzaufgaben nicht eben der Thrill.
7.-Klässler lassen sich solche Spiele von ihren Großeltern schenken. So können sie oft vermeiden, dass irgend jemand mitbekommt, was sie da tun. Da meine Kinder alle erwachsen sind, habe ich freilich noch nie ausprobiert, wie ich auf solche Spiele reagieren würde. Mir reichen Berichte von anderen Erwachsenen, die sie mit Interesse gespielt haben.
Natürlich lassen sich mit Computerspielen Lernstoffe erarbeiten und Fähigkeiten trainieren. (vgl. z.B. für Geschichte)

Nachtrag vom 17.6.:
Ich habe einen Bericht eines amerikanischen Ausbilders gelesen, wonach die gezielten Todesschüsse auf Gegner am Anfang des Vietnamkrieges etwa auf dem Niveau lag, das man auch für den 2. Weltkrieg annimmt, etwa 10%. Durch Einsatz der Schulungssoftware habe sich die Quote auf etwa 90% erhöhen lassen. Diese Schulungssoftware sei der Urahn heutiger Computerkampfspiele.
Bei Gelegenheit kann ich mal danach googeln.
Berichte aus dem weiteren Bekanntenkreis über die Faszination von Computerkampfspielen für sozial gut integrierte, vielseitig engagierte, u.a. durch Orchester, Sportverein und Mitarbeit in der Schülervertretung beschäftigte Schüler lassen mir wenig Hoffnung, dass sozial schlecht integrierte Schüler mit wenig Erfolgserlebnissen in "real life" der Faszination wesentlich besser widerstehen.
Es ist richtig: Sämtliche "Vorurteile über die sozialvereinsamten vor dem PC [haben sich] in Luft aufgelöst." Nur der Motivationsverlust auch der sozial gut Integrierten ist erschreckend.
Und die bleiben weiterhin die, auf denen zu Recht die Hoffnungen ruhen.

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