30.9.12

Blogparade: Wie motiviert man Unmotivierte?

Ich beginne mit einer strittigen These:

Das Internet motiviert kein Lernen. 
Es erleichtert nur und regt die Beschäftigung mit zusätzlichen Themen an.
Die Anregung, die vom Internet ausgeht, kann zur Internetabhängigkeit führen, nicht dazu, dass man lernsüchtig wird.

"Das Gehirn lernt immer", heißt es. Wie kommt es dann nur, dass  über die Jahrhunderte hin zwar Tausende von Schulreformen durchgeführt worden sind, aber eine Spezies Mensch nicht abgeschafft worden ist, der lernunwillige Schüler?
Es gibt gewiss tausend Gründe, nicht das zu lernen, was von einem erwartet wird: Die überhöhte Anforderung, die zu geringe Anforderung, der unsympathische Lehrer, der einem die Lust austreibt, die Ablenkung durch das, was man viel lieber macht, und die Unterhaltungsindustrie ist immer erfinderischer in dem, was sie auf den Markt bringt, um uns von dem abzubringen, was Leben ausmacht: uns so zu verändern, dass wir mit den Herausforderungen unserer Umwelt fertig werden.

Die Antworten auf diese Erfahrungen sind ihrerseits vielseitig. Eine radikale ist die Forderung, die Schule einfach abzuschaffen. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts fand man dafür die Ausdrücke Unschooling und Deschooling. In unserem Jahrhundert ist die Vorstellung immer beliebter geworden, man müsse die Schüler einfach nur mit Lernmaterial versehen, dann würden sie schon lernen, was sie brauchen. "Youtube macht Lehrer überflüssig." "Im Internet ist alles zu finden, was man braucht."
Andererseits wird geklagt, eben dieses Internet mache unsere Kinder dumm. Von Manfred Spitzer plakativ formuliert: Wie wir unsere Kinder um den Verstand bringen.

Beim CorporateLearningCamp am 28./29.9.2012 (clc12) sind einige Leute, die klüger sind als ich, der Frage nachgegangen, und nicht nur in einer Sitzung ist Kluges dazu formuliert worden, was mich zum Nachdenken gebracht hat. Das eine oder andere wird sich daraus auch noch ergeben, doch denke ich, es sollten noch mehr Leute, den Anlass wahrnehmen, etwas von dem niederzuschreiben, was ihrer Erfahrung nach geeignet ist, Lernwiderstände zu vermeiden, auszuräumen oder zu überwinden.

Die, die etwas zu dieser Frage geschrieben haben oder etwas finden, was unbedingt wahrgenommen werden sollte, bitte ich, in einem Kommentar darauf hinzuweisen.

Liste der von mir entdeckten Beiträge:
1. Teacheridoo (Dank an mons7 für ihren Tweet )
Ich greife zunächst nur einen Gedanken heraus: "nicht durch Zwang" (Teacheridoo), wohl aber durch Druck (Fontanefan). Ein Beispiel ist Pinocchio. Er wird als sehr verführbar und ablenkbar geschildert, aber in der Situation, wo er zu verhungern droht, reagiert er durch Lernen.
Ein zweites Beispiel bietet Herr Larbig. Sein Lehrer widersprach ihm, und er wollte ihm beweisen, dass er im Recht war, und fing an seine Meinung sorgfältig mit guten Argumenten zu unterfüttern. (Herr Larbig war freilich schon vorher motiviert, doch funktioniert die Methode nicht selten auch bei Unmotivierten.)
2. Educational Technology (Dank an G. Bless für seinen Tweet. Bless gibt auch sonst viele gute Tipps.)
Die 10 Regeln für Eltern gelten auch für Lehrer.
3. M.L. Höfer: Zur Blogparade: Wie motiviert man Unmotivierte (im Unternehmen zum Lernen)? #clc12
Höfer plädiert für eine "offene und einladende Lernumgebung". Da stimme ich zu.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, dass diese Umgebung ausreicht, alle Personen, die durch Vorerfahrungen Lernwiderstände aufgebaut haben, wieder für Lernen zu gewinnen. Solch eine Lernumgebung wäre gewiss nicht demotivierend (viele schulische Lernumgebungen sind es bisher leider durchaus). Aber reicht das aus, um intensiv Demotivierte wieder zu gewinnen?
4. sifore: Zur Blogparade
sifore geht ausdrücklich auf die Demotivierten ein und hofft, sie durch Gruppemarbeit zu gewinnen, bei der sie motiviert werden könnten, "für die Gruppe [...] ein gemeinsames Ziel zu erreichen". Wichtig scheint mir dabei, dass dabei keine Eigenmotivierung notwendig ist, sondern das extrinsische Motiv der sozialen Integration als Movens für die Lernanstrengung gesehen wird und dass Lernen hier nicht als Wissensvermehrung oder Training von Fähigkeiten, sondern als Bewältigung einer Aufgabe gesehen wird.
5. Herr Rau: Zur Blogparade
Aus Herrn Raus Argumentation greife ich die Aussage heraus: "jeder unmotivierte Schüler ist auf seine besondere Art unmotiviert". Das ist gewiss ein wesentlicher Grund, warum meine so allgemein gestellte Frage so schwer zu beantworten ist.
In der Diskussion zu seinem Artikel wird zum einen gefragt, ob die von Unterhaltungsangeboten und billigen Erfolgserlebnissen Verwöhnten nicht am besten durch "Misserfolgserfahrungen" motiviert werden können (Beelzebub Bruck). Dagegen sieht Denken hilft das Problem bei unmotivierten Lehrern. (Meine Frage: Wie motiviert man die dazu, erfolgreichere Lernermöglicher zu werden? Vielleicht durch schlechte Noten?)
6. kubiwahn: Zur Blogparade
kubiwahn nennt als sinnvolle Wege zur Motivation "Neugier fördern, ermutigen Fragen zu stellen, bestärken (!), passender Anspruch, Höflichkeit und Freundlichkeit, das Gefühl vermitteln persönlich angesprochen zu sein". Da stimme ich voll zu. Und auch seiner Abwehr der Vorstellung, "dass unmotivierte Schüler nur ein Zeichen eines unfähigen Lehrers" sind.
Allerdings deutet er auch an, dass eine Lehrerpersönlichkeit, die es verstünde, auch den Demotiviertesten zu "vermitteln persönlich angesprochen zu sein" nahezu den Stein der Weisen zur Motivation hätte (Tua res agitur).
7. Maik Riecken: Zur Blogparade
Genau da setzt auch Riecken an, wenn er als Voraussetzung für Motivation die Beantwortung dieser beiden Fragen sieht: “Was interessiert dich eigentlich? Worin siehst du für dich Sinn?” - Wenn Personen lernen, diese Frage zu beantworten, dann ist gewiss viel für Persönlichkeitsbildung getan, und damit für die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren.
8. Herr Larbig: Wie motiviert man Unmotivierte? - ein Versuch
Herr Larbig liefert wieder eine sehr präzise Analyse, aus der ich für meine Zwecke folgende Passage herausgreife: "Selbst motiviert sein [...] am gemeinsam lernen, [...] ohne den eventuell vorhandenen Wissensvorsprung der Lernen[den]  in einigen Bereichen zu übergehen" sind wichtige Voraussetzung für Motivation auch des Gegenübers.
Das ist nahe an der Methode "Lernen durch Lehren": Der Lehrer leitet die Lernenden an, wie sie sich gegenseitig etwas lehren können.
9: hokey: Zur Blogparade
hokey erläutert sehr schön: Auch prizipiell Motivierte können mal so gestresst sein, dass sie unmotiviert sind.
Nicht jeder erfährt dann das, was der anonyme Gast im 14. Kommentar (sieh unten) berichtet: nämlich dass die andern dafür mit aller Macht in die Bresche springen, um die fehlende Motivation des einen durch die erhöhte Motivation der Gruppe auszugleichen.
Um es mir leicht zu machen, kleide ich mein Lob für hokeys sehr anschaulichen Artikel in die Worte eines dort Kommentierenden: "Leider sind viele Kollegen nicht so selbstreflektierend."
10. Lernspielwiese (mons7): Zur Blogparade
mons7 schreibt in ihrem Artikel ein Stück weit aus der Perspektive der Unmotivierten und merkt an, sie sei auch immer wieder unmotiviert gewesen, nämlich wenn
"1. es sich so anfühlte, als werde meine Arbeit vom Gegenüber mitnichten geschätzt.
2. ich mich massiv unterfordert fühlte.
3. ich keinerlei Einfluss auf die Art der Ausführung der Tätigkeit hatte (und im Grunde meines Herzens überzeugt davon war, es gebe eine effizientere/angenehmere/für die Organisation bessere Art der Durchführung)."
Und auf die schwere Frage, wie man die verschiedenen Arten von Unmotiviertheit erkennen könne, meint sie:
"Die einzige Antwort, die mir – und auch erst jetzt nach vorstehenden Überlegungen – dazu einfällt ist jene, dass man das jeweilige Individuum danach fragen sollte/könnte. Und dann – aber eben erst dann – überlegen, wie man – gleichsam an der Wurzel – etwas (was auch immer) ändern könnte."
11. Was Spaß am Lernen bringt
Peter Struck betrachtet das Beispiel Polen.
12. Ann-Theres über Lernmotivation und Lernhemmnisse bei Senioren
13. @schb hat schon am 19.8.2010 einen wichtigen Beitrag zu dieser Blogparade geliefert: Sechs Möglichkeiten, Lernende zu demotivieren. Darin weist er auf den gleichnamigen Aufsatz von Manfred Prenzel von 1997 (dort genauer zitiert) hin. Zentral ist für Prenzel, "dass gerade die Verantwortung, die sich die Lehrenden für den Lernprozess der Lernenden zusprechen, kontraproduktiv ist."
14. Linda Tutmann hebt hervor, wie wichtig für die Motivation eine Bezugsperson und das Vertrauen in die Wichtigkeit der eigenen Person ist. Die wichtigsten Gedanken sind unter "Motivation durch Bindung an eine Bezugsperson" zusammengefasst. Ihr vollständiger Bericht über Flüchtlingskinder findet sich hier.
15. Georg Rückriem schreibt über Sinn als die Voraussetzung von Motivation. Es ist der neuste Beitrag (22.1..12) und - wenn ich nicht unaufmerksam war - der des ältesten Teilnehmers. (Übrigens weiß Georg noch nichts davon, dass ich ihn hier aufgenommen habe, und Lisa Rosa auch noch nicht, dass sie mich darauf hingewiesen hat.) Schließlich ist er auch Professor für Pädagogik und was sonst noch alles. Hier seine - ebenfalls höchst wissenschaftliche - Arbeit zur Lernkultur.

Fontanefan  fährt fort:
Von der Reaktion auf meine Frage bin ich überwältigt und danke allen Teilnehmern der Blogparade herzlich für ihren Einsatz. Herzlichen Dank auch im Sinne aller Leser dieses Artikels!
Meine Empfehlung: Bevor Sie weiterlesen, sehen Sie sich erst einen der oben angeführten Artikel an.

Haben Sie das getan? Dann dürfen Sie jetzt weiterlesen:

Lernwiderstände:
1. Anforderungsniveau
Ein wichtiger Grund, der einen daran hindern kann, ein Problem anzugehen, ist, dass es zu schwer zu bewältigen scheint.
Das fängt schon bei der Sprache an. Oft kann eine etwas leichtere Sprache helfen.
Beispiel: Warum sind die Dinge, wie sie sind?
Ein Leistungskursschüler hat das Problem auf die einprägsame Formel gebracht "Bei diesem Text verstehe ich nur und und oder."
Ich nenne es für mich selbst das Adorno-Symptom, seit ich seine Erklärung gelesen habe, warum er von den USA nach Deutschland zurückgekehrt sei: In angelsächsischen Ländern erwarteten Lektoren von ihm, dass er verständlich schreibe.
So ist auch zu erklären, dass nur für die englische Wikipedia eine Version in leichter Sprache existiert, die Simple English Wikipedia(Genau genommen ist die SEWP freilich nicht konsequent in einfacher Sprache geschrieben. Die Autoren versuchen nur nach Kräften, möglichst einfach zu schreiben; bei der Erläuterung der Heisenbegschen Unschärferelation vereinfacht man nicht so lange, bis auch Menschen mit extremen Lernschwierigkeiten alles verstehen. Dennoch wird fortwährend an einer weiteren Vereinfachung schwieriger geschriebener Artikel gearbeitet.)
Für den deutschen Sprachbereich treten die verschiedensten Frageforen in die Bresche. Ich nenne eins, für das ich selbst öfters arbeite: Gute Frage. Hier zeigt sich eine zweite Schwierigkeit.
Viele Menschen haben Probleme bei der Recherche im Internet und geben deshalb vorzeitig auf. Auch dafür versucht Gute Frage die Lösung zu sein.

Gegen ein zu niedriges Anforderungsniveau scheint das Internet mit seiner Fülle von Querverweisen ein sehr geeignetes Medium zu sein. Wie man der Flucht in reines copy and paste entgegenwirken kann, erläutert Klaus Dautel.

Ein Problem stellt allerdings weiterhin dar, dass der Anreiz zur Ablenkung vom Lernen für viele größer ist als der zum Lernen. Das gilt insbesondere bei der Verwendung des Internets. (Beispiel)

2. vom Lehrer hervorgerufene Lernwiderstände

Zu Lernwiderständen führen (nach M. Prenzel, s.o.) insbesondere:
a) Unklarheit über die Ziele oder gar von den Lernenden abgelehnte Ziele
b) ein unpassendes Anspruchsniveau, besonders ein als zu niedrig empfundenes (vgl. Nr.1)
c) zu viel Kontrolle* und nicht nur zu viel Tadel, sondern auch Lob, das der Lernende nicht ernst nehmen kann
d) allgemein: jede Festlegung von Lernschritten, die nicht in Übereinstimmung mit dem Schülerinteresse steht
e) fehlendes Interesse des Lehrenden für den Lerngegenstand
Allgemein gesagt: Sobald der Lehrer selbst den Lernprozess steuern will und mehr als Lern-ermöglicher sein will, drohen Widerstände. Oft werden sie selbst von den Lernenden nicht erkannt, beim Lehrenden werden sie meist nur als Lernverweigerung und Störung wahrgenommen.

*Die Gefahr von zu viel Kontrolle schildert der Beitrag Kreide kotzen anschaulich am Beispiel von Referendaren, die zu sehr gegängelt werden und deren eigene Initiative zu wenig wahrgenommen wird. (Vielleicht ist die Darstellung aus Lehrersicht für Lehrer besonders leicht nachzuvollziehen.)


Meine weiteren Überlegungen habe ich hier in Thesenform festgehalten.
Durch die Kurzfassung in Thesen soll ein leichterer Zugang geschaffen werden.
Außerdem soll durch die Verkürzung Kritik erleichtert werden, damit es leichter zu Diskussionen kommt.

Über fremde und eigene Erfahrungen, wie verschwundene Motivation wieder gewonnen werden kann, berichte ich hier.

Motivationstheorien an Beispielen (ZEIT online 19.9.2016)

vgl. auch Herrn Larbigs Session im clc12: Zukunft des Lernens
Weiteres vom clc12 zu Lernen: z.B. Lernangebote, Lernkultur, Wissensvideos

Weitere bitte selbst als Kommentar eintragen bzw. tweeten! Ein PingBack funktioniert bei meinem Blog nicht!)
Ich verspreche, dass ich diese Beiträge lesen werde und sie, bevor ich weiter schreibe, in meinen Gedankengang einbeziehe.

Auswertung einer Blogparade zu Lernlust von Bob Blume, 25.2.15

KeinBock auf Schule? Ein Motivationsvideoveröffentlicht am 16.08.2014, 5min 41sec

29.9.12

Persönliche Eindrücke vom CoporateLearningCamp clc12

Als Blogger muss man aufpassen, dass man nicht zu viel Zeit im Internet verbringt und darüber seine Rückengymnastik, seine Haushaltsaufgaben oder auch nur das Abendessen vergisst...

Doch wenn man dann im richtigen Leben feststellen darf, dass diese Zeit im virtuellen Raum erlaubt hat, dass man mit sehr sympathischen und imponierenden Menschen eine Art Vertrautheit erworben hat, die man mit manchen anderen aus der realen Welt über Jahre nicht erwirbt, dann tut das gut.

                                                             Twitterwall vom clc12

Dass man in vertrauter Umgebung, in der man eine ähnliche Sprache spricht, auch mit "wildfremden" Menschen aus anderen Lebensbereichen ganz unbefangen lernen kann, kommt noch hinzu.

                                                          Die Sessions vom Samstag

Das liegt freilich nicht zuletzt am Format eines Barcamps und den Organisatoren: Karlheinz, Andrea und Monika. Herzlichen Dank!

Mein Dank zu meiner Session geht an die hervorragenden Beitragenden (vgl. hier) und an die Protokollanten Frieder und Wolfgang!

26.9.12

20 Millionen Schweine auf den Müll?

"Die Welt" berichtet am 25.9.12: Naturschützer schätzen: Jährlich geraten weltweit ca. 20 Millionen Schweine in den Müll.

Ich habe gegen Sojaschroteinfuhr und Fleischausfuhr Deutschlands und der EU protestiert:


Sehr geehrte Frau Aigner, sehr geehrter Herr Cioloş

Deutschland führt jährlich 4,2 Millionen Tonnen, die EU sogar 35 Millionen Tonnen Soja-Bohnen und Soja-Schrot als Futtermittelzusatz ein. Der Großteil davon stammt aus Südamerika und ist gentechnisch verändert (GV-Soja). Er landet im Futtertrog der Rinder, Schweine und Hühner in Europa.
Um Platz für die Soja-Monokulturen zu schaffen, werden in Argentinien, Brasilien und Paraguay die Tropenwälder abgeholzt. Auf dem überwiegenden Teil der Flächen wächst Gensoja des Monsanto-Konzerns aus den USA.
Die Monokulturen werden mit großen Mengen des Herbizids Roundup besprüht, einem weiteren Produkt von Monsanto. Hauptbestandteil von Roundup ist das Pflanzengift Glyphosat. Glyphosat kann beim Menschen Krebs, Embryonal- und Nervenschäden auslösen. Für im Wasser lebende Tiere wie Kaulquappen ist es tödlich.
Da mittlerweile immer mehr Wildkräuter resistent gegen das Pflanzengift sind, müssen immer größere Mengen und giftigere Mischungen verschiedener Herbizide versprüht werden. Die Chemikalien vergiften die Lebewesen, Böden und Gewässer. Auch die Menschen erkranken davon oder sterben sogar.
Mit unserem Sojakonsum in Europa sind wir für die Regenwald-Vernichtung und das Leiden der Menschen in Südamerika verantwortlich. Rettet den Regenwald e.V. fordert daher, die Importe von Soja nach Deutschland und in die EU unverzüglich zu stoppen.

Zur Protestaktion von Rettet den Regenwald e.V.

18.9.12

Strompreisnebelwerfer


Für Strom aus Windkraft und aus Photovoltaik braucht man keinerlei Rohstoffe, deshalb ist er kostenlos, so lange die Anlage funktioniert.
Je mehr Strom aus Windkraft und Photovoltaik produziert wird, desto mehr muss der Durchschnittsverbraucher zahlen.
Beide Aussagen sind richtig.
Die Anhänger der Energiewende tragen den ersten Satz vor, die Gegner den zweiten. Beide Sätze sind aber nur die halbe Wahrheit, und deshalb ist die Diskussion so verwirrend.
Was steckt dahinter?
Die Investitionen für Atomkraftwerke hat der Staat hoch subventioniert. Die - zukünftigen - Kosten für die Beseitigung der verstrahlten Altlasten ebenfalls. Deshalb - und weil die Energiekonzerne darauf spekuliert haben, dass der Atomausstieg so ernst nicht zu nehmen sei - konnten sie den Atomstrom konmkurrenzlos billig anbieten. Der Staat hat subventioniert, die Konzerne haben profitiert.
Beim Umstieg auf erneuerbare Energien wollte der Staat es klüger machen. Diesmal sollten die Stromkonzerne die Umstellung finanzieren. Deshalb hat man das Einspeisegesetz geschaffen, das die Konzerne verpflichtet, den Anbietern von Solarstrom so hohe Preise zu zahlen, dass sich für die die Investition in Solaranlagen rechnet. Dass diese Zahlungen auf den allgemeinen Verbraucherpreis aufgeschlagen werden, schien angesichts der geringen Menge Solarstrom, die angeboten wurde, vernachlässigbar.
Seit mehr Solarstrom produziert wird, entsteht an der Strombörse die leicht absurde Situation, dass der in der Herstellung billige Solarstrom den Strom an der Börse verbilligt, dass deswegen die Kosten für die Einspeisevergütung umso stärker ansteigen.
Deshalb können die Energiekonzerne behaupten: der - billige - Solarstrom sorgt für höhere Preise beim Endverbraucher. Diese halbe Wahrheit geistert gegenwärtig durch die Leserbriefspalten.
Dazu kommt dann noch der Spruch: "Der Strom muss bezahlbar bleiben."
Dabei denkt man freilich nur an die Großverbraucher von Strom. Deren Strom wird von den Normalverbrauchern subventioniert. Und das macht ihren Strom so teuer.

Angela Merkels Ankündigung,  dass der "rapide Ausbau von Wind- und Solarenergie durch die Länder zu hohe Stromkosten" nach sich ziehe, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass allein der kleine Endverbraucher die Rechnung ihrer Energiewende bezahlen soll. Für den Bundeshaushalt soll alles kostenneutral sein. Wenn das nicht geht, wird der Atomausstieg vermutlich unter Hinweis auf die verfassungsmäßig abgesicherte Schuldenbremse verschoben, während gleichzeitig für den Rettungsschirm eine zeitlich und hinsichtlich des Betrages unbegrenzte Zahlungsverpflichtung durchgeboxt wird.

14.9.12

Geschichtsunterricht und Wikipedia

Während es in der Anfangszeit noch sinnvoll erschien, im Unterricht für die Wikipedia Beiträge zu verfassen, und so forschungs- und handlungsorientierten Unterricht anzuregen, ist das bei der gestiegenen Qualität der Wikipedia für Geschichte nur noch in Einzelfällen möglich (In anderen Fächern gibt es auch aus neuerer Zeit durchaus sehr erfreuliche Beispiele, dass das noch geht.)
Wer die Kombination von forschungs- und handlungsorientiertem Unterricht anstrebt, kann das jetzt besser durch die Kritik an Wikipediaartikeln und das Umschreiben auf didaktische Zielsetzungen (z.B. Gewichtung des didaktischen Schwerpunkts, schülerorientierte Sprache) erreichen.

Wie viel Verbesserungspotential die Wikipedia gerade im Bereich Geschichte eröffnet, wird kompetent von Peter Haber auf histnet im Artikel "Wikipedia. Ein Web 2.0-Projekt, das eine Enzyklopädie sein möchte" erläutert.
Wer den Begründungszsammenhang genauer kennen lernen möchte, greift am besten auf Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 63 (2012), 5-6 zurück. (Hier ein Link zu einem Überblick in die Inhalte des Heftes und eine kurze Einodrnung der Beiträge)

Wenn man vollständige Texte veröffentlichen lassen möchte, kann man das besser in Blogs oder didaktisch orientierten Wikis wie z.B. dem ZUM-Wiki tun. Dort vermutlich am besten auf Kurs- und Klassenseiten.

10.9.12

Die Frau an seiner Seite

Ich habe natürlich darüber nachgedacht: Ruth Brandt, Lady Di ...

Aber erst Bettina Wulff verdanke ich, dass mir der große Zusammenhang deutlicher geworden ist: Hillary Clinton, Michelle Obama, Ségolène Royal,  Valérie Trierweiler. Die Liste ließe sich - jede mit einer ganz eigenen Geschichte - fortsetzen.*
Wie schwer ist es auch der "Mann an ihrer Seite" zu sein: François Hollande, Bill Clinton.

Braucht ein "großer" Mann einen "Boss" (Eleanor Roosevelt, Loki Schmidt, ...)? Oder besser die passende Abfolge von Lebensgefährtinnen?
Wie steht es bei "großen Frauen"? Margaret  Thatcher, Angela Merkel? Hillary Clinton, Ségolène Royal ...  ? Oder Lou Andreas-Salomé, Alma Mahler-Werfel ...?

Es gibt viel nachzudenken. Vielleicht ist es noch nicht Zeit für einen Blogartikel? Oder hat jemand von euch schon den Durchblick?

Dann wären da noch Inge Jens "Unvollständige Erinnerungen" sowie Katja Manns und Elisabeth Johnsons ungeschriebene Memoiren.
Ich habe großen Respekt vor der Unvollständigkeit der öffentlichen Erinnerungen dieser und anderer Partner wichtiger Personen.
So sehr meine Neugier wünschte, sie wären ähnlich mitteilsam wie so manche - etwas weniger wichtige - Person auf Facebook.

*Elly Heuss-Knapp, Auguste Adenauer,

Der FR verdanke ich den Hinweis auf bzw. die Erinnerung an Winnie Mandela, Miriam Raffaella Bartolini, Danuta Walesa und Cherie Blair.
Laut FR vom 13.9.12, S.39 schrieb Danuta Walesa in ihren Memoiren: "Im August [1980] ist alles zusammengebrochen. Unser Nest wurde auseinandergerissen" und laut AFP "Ich bin wohl berechtigt, den Computer zu hassen, der [für ihn] wichtiger geworden ist als die Menschen". Diese Memoiren schrieb sie 31 Jahre nach der Erfahrung von 1980.
Die faz.net äußerte sich anlässlich Danuta Walesas Buch schon 2011 auch zu öffentlichen Aussagen anderer First Ladys, u.a. Nobuko Kans, die schon während der Amtszeit ihres Mannes äußerte, er sei "kein geborener Führer und ein schlechter Redner" (faz.net).
Insofern ist Bettina Wulff ja wohl noch zurückhaltend (?), zumal sie sich noch nicht über dreckige Socken geäußert hat wie eine andere Präsidentengattin.

(wird nach weiterem Nachdenken weiter verändert)

8.9.12

Jetzt!

Die Forderung ist alt. Der Text erscheint relativ nichtssagend. Originell erscheint nur das "jetzt".

Warum in Zeiten der Eurokrise, in Zeiten, wo das Grundgesetz zur Disposition steht, wo die Politik in den USA von der Teaparty übernommen zu werden droht, weil die Finanzkrise die US-Konjunktur dauerhaft beeinträchtigt hat, warum gerade jetzt die Forderung nach ökumenischer Einheit der Kirchen?

Wenn der christlich-jüdische und der christlich-muslimische Dialog gelingen soll, braucht es Empathie.
Was, wenn die nicht einmal für innerchristliche Verständigung reicht?

Ich werde unterschreiben. Link

Und die Gelegenheiten der Verständigung intensiver zu nutzen versuchen.
Dank für die Erinnerung!