19.1.14

An einen Lehrer in Ausbildung

oder korrekter und reichlich steif: Ratschläge für LuLs in der Ausbildungsphase

Brecht [Es war Arfried Astel - sieh Kommentare] hat einmal gesagt: "Ich hatte schlechte Lehrer. Das war eine gute Schule."
Das kann man umformulieren in: "Ich hatte schlechte Ausbilder. Das zwang mich, meine eigene (auf mich zugeschneiderte) Konzeption zu entwickeln."

Dabei kann man heute als Lehrer in Ausbildung ja nicht behaupten, man hätte keine Vorbilder. Selbst wenn man in der gesamten Ausbildungsphase nie ein Vorbild entdecken können sollte, auch nicht unter den ebenfalls in Ausbildung befindlichen Kollegen, so kann man über Blogs die unterschiedlichsten Typen in den unterschiedlichen Entwicklungsstufen ihrer pädagogischen Karriere kennen lernen und sich an ihnen zu orientieren versuchen.
Hier könnte ich viele Beispiele nennen, nenne aber zunächst nur einen Beitrag von Lisa Rosa*: Lernen auf individuellen Königswegen. Ich selbst finde vieles falsch, was sie schreibt, und vieles goldrichtig. (Das scheint anderen* auch so zu gehen.)
Jean-Pol Martin* hat das Problem für sich - und andere - so gelöst, dass er gar nicht mehr unterrichtet hat, sondern die Schüler unterrichten lässt. Das hat Schule gemacht.
Liegt dabei nicht aber auch eine Gefahr? Richtig, aber ...

Das beste Vorbild ist vielleicht das, das einen dazu anregt, alles anders zu machen als das Vorbild.

Es gibt dafür ein historisches Beispiel, das das so deutlich exemplifiziert, dass es erfunden zu sein scheint:

Sokrates, der Lehrer Platos, sagte: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Sein Schüler Plato war davon überzeugt, so viel zu wissen, dass er der glaubte, der bestmögliche Politiker zu sein ("die Philosophen Könige"). Platos Schüler Aristoteles fand dessen Ideenlehre so falsch, dass er sich ganz der Realität zuwandte. Kaum hatte er das getan, hielten sich seine Schüler nur noch an seine Lehren und nicht mehr an die Realität.

Irgendwo in dieser Reihe hat die Methode freilich nicht funktioniert. Deshalb: Das beste Vorbild ist vielleicht das, das einen dazu anregt, alles anders zu machen als das Vorbild.

*Für die, die sich mit Twitter nicht auskennen: Bei der Twitterseite einer Person ist meist der Blog verlinkt, auf dem man die Person anders (besser?) kennen lernt als aus ihren Tweets.

Wer statt einzelnen Vorbildern gleich ein ganzes Kollektiv als Vorbild haben will, kann sich ans #EdchatDE halten. Ich würde freilich sagen: Vorsicht: In solche Diskussionen steigt man besser erst ein, wenn man sich schon eine Meinung gebildet hat und sie weiter entwickeln will. 

3 Kommentare:

Walter Böhme hat gesagt…

Schon in Storms "Schimmelreiter" fand ich: "Einem Großen hängt man gern Anekdoten an, die eigentlich zu einem anderen gehören."

Die Erkenntnis ist freilich viel älter.

Ich danke für Hanjos Hinweis, dass das "Brechtzitat" offenbar von Arnfrid Astel stammt: http://www.zikaden.de/gedruckt/notstand/Lektion.html

Zu Astel: https://de.wikipedia.org/wiki/Arnfried_Astel

Dass meine Leser klüger sind als ich, freut mich.

Walter Böhme hat gesagt…

Habe das Zitat schnell in Wikiquote eingespeist. https://de.wikiquote.org/w/index.php?title=Arnfrid_Astel&stable=0#Zitate_mit_Quellenangabe

Anonym hat gesagt…

Erstmal Danke für diesen Extra-Artikel zu der Thematik.

In Teilen stimme ich da zu. An Vorbildern mangelt es mir zudem nicht - weder an guten, noch an schlechten.

Aber neben Vorbildern braucht man hie und da ja auch tatkräftige Hilfe beim Legen geeigneter Grundlagen, auf die man dann überhaupt erstmal aufbauen kann.
Und eben diese tatkräftige Hilfe vermisse ich oft.