21.3.19

Das Bild vom "digitalen Klimawandel"

Das Bild vom "digitalen Klimawandel" hielt ich zunächst nur für einen missratenen Vergleich wie den von den Datenautobahnen. Martin Lindner hat es aber in seiner Einführung in "Die Bildung und das Netz" so veranschaulicht, dass ich es jetzt für nötig halte, mich damit auseinanderzusetzen.
Es ist hochproblematisch, weil es beide Veränderungen, die atmosphärisch-klimatische wie den digitalen Anteil an der Globalisierung unzulässig verharmlost.
Den atmosphärisch-klimatischen Klimawandel deshalb, weil er zwar vermutlich einen menschengemachten Anteil enthält, aber von Menschen nur sehr begrenzt beeinflussbar ist. (Das ist gegenwärtig endlich wieder ernsthaft ins Gespräch gekommen, bleibt hier aber unbehandelt.)
Den digitalen Anteil an der Globalisierung deshalb, weil es die Vorstellung begünstigt, die Globalisierung und der digitale Wandel erfolge genauso naturgesetzlich wie der Klimawandel. Das ist aber falsch.
Dass die Globalsierung von Menschen initiiert und vorangetrieben wird, braucht hier ebenfalls nicht diskutiert zu werden. Schon eher, dass ihre Beschleunigung in den letzten Jahrzehnten auf ein Interesse an internationaler Arbeitsteilung zurückzuführen ist, die mit dem komparativen Kostenvorteil begründet wird.
Mich interessiert hier nur der digitale Anteil. Er hat, insbesondere nach der Kommerzialisierung des Internets, zu einer erheblichen Beschleunigung der Globalisierung beigetragen und insbesondere den Tigerstaaten sowie China und Indien zu einer erhöhten wirtschaftlichen Bedeutung verholfen.
Wenn es Al Gores Rechnung gewesen sein sollte, dass der IT-Vorsprung der USA ihnen im Laufe der Digitalisierung einen uneinholbaren Vorsprung bescheren würde, dann hätte er sich verrechnet. Uneinholbar ist er nicht und Trumps Drohungen wegen der deutschen 5G-Auktion sind darin begründet.
Auch das nur am Rande.
Entscheidend ist:
Die Digitalisierung erfolgt nicht naturgesetzlich, sei kann gesteuert, gebremst und beschleunigt werden.
Gegenwärtig beschleunigt sie sich, weil die Firmen, in deren Interesse es liegt, sie voranzutreiben, nur minimal besteuert werden.
So sehr digital immigrants und digital natives von der Digitalisierung profitieren, so wichtig ist es doch zu prüfen, ob die klimatischen Folgen der Globalisierung ein Bremsen von Globalisierung und eine entsprechende Steuerung der Digitalisierung erforderlich machen.
Diese Prüfung hauptsächlich denen zu überlassen, die von der Digitalisierung relativ wenig verstehen, könnte sich als verhängnisvoll erweisen. Bei der Nutzung der Atomkraft ist man so vorgegangen und hat jetzt ein Lagerungsproblem von einigen Millionen Jahren, das die Fachleute am Beginn übersehen und dann konsequent geleugnet haben, bis die Castor-Transporte nicht mehr zu verheimlichen waren.
Bei der Digitalisierung stellt sich das Problem völlig anders. Zunächst aber sollte man es sehen.
Eine kurze Andeutung schon hier:
1. Das Netz "vergisst nichts".
2. Das Netzgedächtnis ist leichter zu zerstören als verstreute Tontafeln, Pergament und Papier. (Stichwort: Wasserstoffbombe)
3. Das Netz ist manipulierbar.

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