Mutter Theresa lebte, wenn man ihren Tagebüchern glauben darf, nach der Schaffung ihres Ordens fast dauerhaft in Gottesferne: »Unser Herr meinte, es sei besser für mich, im Tunnel zu sein – so ist Er also wieder gegangen – und hat mich allein gelassen.« (zitiert nach ZEIT vom 13.9.07, S.57). Wenn man Sünde, wie es weithin verstanden wird, als Gottesferne auffasst, war diese Heilige also Sünderin.
Anders als Maria Magdalena oder Gregorius (der Erwählte von Thomas Mann), die von Sündern zu Heiligen werden, also ein umgekehrter Weg. Aber eben nicht der zu Sündern im populären Verstande.
Mit der Veröffentlichung der Tagebücher will der Postulator im Heiligsprechungsprozess - m.E. zu Recht - ihren besonderen Anspruch auf Heiligkeit beweisen. Freilich lässt er damit der Spekulation Raum, dass auch andere Heilige - oder eben auch Funktionäre der Kirche - subjektiv in Gottesferne leben. Dies freilich wäre eine Hilfe für am Glauben Zweifelnde.
Nach der Intensität des Glaubenserlebens, das ihr die Begründung des Ordens gegen Widerstände ermöglichte, scheint ihr Gefühl der Gottesferne für jemanden wie mich, der andere theologische Vorstellungen hat, als sie sie vertreten hat, freilich nur zu verständlich.
13.9.07
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