Zur Utopia-Konferenz am 28. und 29. Oktober 2010 sind neben internationalen Größen aus Deutschland René Obermann (Telekom), Renate Künast (Die Grünen), Harald Welzer oder Prof. Dr. Schaltegger (Sustainable Management Center) eingeladen.
Ich hoffe darauf, dass dabei ein Stück Wir-Identität als Voraussetzung für zukunftsorientiertes Handeln entstehen kann. Schon jetzt kann man sie durch Mitarbeit in lokalen Initiativen und Teilnahme an Internetaufrufen pflegen. (Die Organisation Avaaz hatte vor kurzem Erfolg mit einer Kampagne für ein Antikorruptionsgesetz in Besilien.)
27.7.10
Wir-Identität (2)
Dietmar Hansch unternimmt in "Sprung ins Wir" einen Versuch aus systemischer Sicht, Gesellschaft neu zu denken und stellt Fragen wie "Sollte man den Sozialstaat nicht so organisieren, dass er statt Konsumgütern überwiegend Bildungs- und Kulturgüter zur Verfügung stellt [...] Wie können wir das politisch-administrative System derart neu konzipieren, dass es wahrhaft demokratisch einen stärkeren Gemeinwillen hervorbringt?"
Das bietet einen psychotherapeutischen Ansatz zu der Aufgabe, die ich in einem früheren Beitrag formuliert habe: eine zukunftsgerichtete Wir-Identität zu erreichen.
Das bietet einen psychotherapeutischen Ansatz zu der Aufgabe, die ich in einem früheren Beitrag formuliert habe: eine zukunftsgerichtete Wir-Identität zu erreichen.
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Identitätsbewusstsein,
Wir-Identität
20.7.10
Patente auch auf konventionell gezüchtete Pflanzen?
Vor dem Europäischen Patentamt geht es jetzt um die Aufhebung von Patenten auf Brokkoli (2002) und Tomaten (2003).
Es geht darum, die auf konventionell gezüchtete Pflanzen vergebenen Patente aufzuheben. Wenn sie zulässig blieben, käme damit Zucht durch den mittelständischen Betrieb weitgehend zum Erliegen, wiel diese Betriebe nicht die teuren Patente für Pflanzensorten bezahlen könnten, die sie zur Zucht brauchen.
Schon 1000 Patente für konventionell gezüchtete Pflanzen sind beim Europäischen Patentamt angemeldet.
(vgl. auch den Bericht in ZEIT online v. 20.7.2010)
Es geht darum, die auf konventionell gezüchtete Pflanzen vergebenen Patente aufzuheben. Wenn sie zulässig blieben, käme damit Zucht durch den mittelständischen Betrieb weitgehend zum Erliegen, wiel diese Betriebe nicht die teuren Patente für Pflanzensorten bezahlen könnten, die sie zur Zucht brauchen.
Schon 1000 Patente für konventionell gezüchtete Pflanzen sind beim Europäischen Patentamt angemeldet.
(vgl. auch den Bericht in ZEIT online v. 20.7.2010)
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Patent auf Leben
19.7.10
Wir-Identität als Voraussetzung für zukunftsorientiertes Handeln
Das gegenwärtige politische Weltsystem scheint unfähig, in angemessenen Fristen das Finanzsystem wieder unter Kontrolle zu bringen und Umweltkatastrophen wie der Ölverschmutzung im Golf von Mexiko oder der Überschreitung der Zwei_Grad-Grenze bei der atmoshärischen Erwärmung zu begegnen.
Angesichts dieser Situation betonen Leggewie und Welzer:
Das Internet bietet Chancen, gemeinsame Aktionen vieler Minderheiten über Ländergrenzen hinweg zu organisieren. Dazu gehören außer den bekannten Nichtregierungsorganisationen z.B.
Avaaz
eine internationale Organisation, die politische Kampagnen in Bereichen wie Klimawandel, Menschenrechte und Entschärfung religiöser Konflikte organisiert, mit im Mai 2010 fast fünf Millionen Mitgliedern. Die Organisation arbeitet bisher in 14 verschiedenen Sprachen.
(Vor kurzem hatte Avaaz Erfolg mit einer Kampagne für ein Antikorruptionsgesetz in Besilien.)
Campact - Demokratie in Aktion
ein 2004 gegründetes ein Internet-basiertes Beteiligungsforum mit Sitz in Verden (Aller) und über 200 000 Mitgliedern
Rettet den Regenwald e.V.
ein 1986 gegründeter Verein, der sich für Wälder, deren Bewohner und deren Lebensräume einsetzt. Er hat etwa 5000 Fördermitglieder.
Wenn es gelingt, über solche Aktionen eine zukunftsgerichtete Wir-Identität zu erreichen, dann wird das Ende der Welt, wie wir sie kannten, bedeuten and I feel fine (YouTube)
Weitere Überlegungen zu die Einzelperson übergreifenden Identitäten finden sich unter Identitätsbewusstsein. Vgl. auch meinen neueren Beitrag zu Hansch.
Angesichts dieser Situation betonen Leggewie und Welzer:
Wenn Erfolg, Status und Besitz die hauptsächlichen Identitätsressourcen sind, dann ist die Identität in Gefahr, wenn herkömmliche Erfolge ausbleiben und Status und Besitz zerrinnen. [...] Ohne einen Fluchtpunkt der Wir-Identität, der in der Zukunft liegt, wird man kein neues kulturelles Projekt entwickeln können, das die Probleme und Krisen, die sich längst aufgetürmt haben, angehen, geschweige denn lösen könnte.Erfolgreich gehandelt werden könne nur,wenn man sich auf eine zukünftige Wir-Identität beziehe:
Bei »uns« ist niemand so blöd, mit einem Geländewagen durch die Stadt zu fahren, »wir« fliegen nicht viermal im Jahr sinnlos irgendwohin, bei »uns« gibt es ein großartiges öffentliches Verkehrssystem, »wir« haben eine emissions-freie Schule.Claus Leggewie/Harald Welzer: Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie, Bonn 2010, S.234/35
Das Internet bietet Chancen, gemeinsame Aktionen vieler Minderheiten über Ländergrenzen hinweg zu organisieren. Dazu gehören außer den bekannten Nichtregierungsorganisationen z.B.
Avaaz
eine internationale Organisation, die politische Kampagnen in Bereichen wie Klimawandel, Menschenrechte und Entschärfung religiöser Konflikte organisiert, mit im Mai 2010 fast fünf Millionen Mitgliedern. Die Organisation arbeitet bisher in 14 verschiedenen Sprachen.
(Vor kurzem hatte Avaaz Erfolg mit einer Kampagne für ein Antikorruptionsgesetz in Besilien.)
Campact - Demokratie in Aktion
ein 2004 gegründetes ein Internet-basiertes Beteiligungsforum mit Sitz in Verden (Aller) und über 200 000 Mitgliedern
Rettet den Regenwald e.V.
ein 1986 gegründeter Verein, der sich für Wälder, deren Bewohner und deren Lebensräume einsetzt. Er hat etwa 5000 Fördermitglieder.
Wenn es gelingt, über solche Aktionen eine zukunftsgerichtete Wir-Identität zu erreichen, dann wird das Ende der Welt, wie wir sie kannten, bedeuten and I feel fine (YouTube)
Weitere Überlegungen zu die Einzelperson übergreifenden Identitäten finden sich unter Identitätsbewusstsein. Vgl. auch meinen neueren Beitrag zu Hansch.
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Wir-Identität
12.7.10
Odenwaldschule zum Jubiläum in der Krise
Eine Schule mit großer Tradition feiert 100-jähriges Jubiläum und ehemalige Schüler berichten öffentlich vom Missbrauch. "Ich wurde erzogen, mit Erwachsenen ins Bett zu gehen",
berichtet ein Altschüler. Wahrheit hat man sich - wie in den südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommissionen - zum Ziel gesetzt; doch die Täter bleiben fern. Einer der Haupttäter ist kurz zuvor nach langem Leiden gestorben
Experten diskutieren darüber, wie es weitergehen könnte. Altschüler beraten. Letztlich aber bleibt die Schule allein mit der Aufgabe, ihr pädagogisches, ihr finanzielles und ihr Image-Problem zu lösen. "Wir waren mehr mit uns selbst beschäftigt als mit den Kindern", konstatiert einer der ehemaligen Kollegen. Mit uns selbst? Es waren auch damals schon diese drei Probleme, mit denen Schulleitung und Kollegium auch fertig werden mussten. Nicht zuletzt das Image-Problem hat zum Zeitpunkt der Haupttaten in den 80er-Jahren und dann nach der Aufdeckung Ende der 90er Jahre verhindert, dass zureichende pädagogische Lösungen für die Probleme von Schülern und missbrauchten ehemaligen Schülern gefunden werden konnten.
Wie in meinen früheren Beiträgen kann ich nur Probleme andeuten, von einem festen Konzept, wie Internate mit dem Problem umgehen sollen, dass pädagogisch sowohl Nähe wie auch eine Mindestdistanz notwendig sind, bin ich weit entfernt.
Insofern hat man es an Tagesschulen leichter. Aber Kindern, denen die Erziehung der Eltern fehlt, kann man so nur sehr bedingt das geben, was sie brauchen.
Nachtrag vom 17.7.:
Hinweise auf Missbrauchsfälle aus den Anfängen der Schule hat Christl Stark in einer Dissertation von 1998 aus Elternbriefen zusammengetragen.
Eine kritische Bewertung der Reformpädagogik von Oelkers findet eine Replik von Herrmann.
Nachtrag vom 4.8.:
Benno Hafeneger nimmt einen Standpunkt zwischen den Parteien ein. Mir gefallen seine Reflexionen 1 - 3 gut, 4 und 5 treffen auch Wichtiges, doch 'vielfach überzogene Wortpolitik' scheint mir gegenüber der Reformpädagogik der letzten Jahrzehnte ein etwas zu kritisches Urteil.
Nachtrag vom 16.11.2014:
von Hentig über die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule und sein Verhältnis zu Gerold Becker, 14.3.2010
Michael Buselmeier: Ein großer Leidender, freitag, 24.3.2011
Philipp Eppelsheim über Die Wahrhaftigkeit und Hartmut von Hentig, FAZ, 23.10.2011
Hartmut von Hentig: Ein Klärungsversuch, Forum Kritische Pädagogik, 23.11.2011
berichtet ein Altschüler. Wahrheit hat man sich - wie in den südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommissionen - zum Ziel gesetzt; doch die Täter bleiben fern. Einer der Haupttäter ist kurz zuvor nach langem Leiden gestorben
Experten diskutieren darüber, wie es weitergehen könnte. Altschüler beraten. Letztlich aber bleibt die Schule allein mit der Aufgabe, ihr pädagogisches, ihr finanzielles und ihr Image-Problem zu lösen. "Wir waren mehr mit uns selbst beschäftigt als mit den Kindern", konstatiert einer der ehemaligen Kollegen. Mit uns selbst? Es waren auch damals schon diese drei Probleme, mit denen Schulleitung und Kollegium auch fertig werden mussten. Nicht zuletzt das Image-Problem hat zum Zeitpunkt der Haupttaten in den 80er-Jahren und dann nach der Aufdeckung Ende der 90er Jahre verhindert, dass zureichende pädagogische Lösungen für die Probleme von Schülern und missbrauchten ehemaligen Schülern gefunden werden konnten.
Wie in meinen früheren Beiträgen kann ich nur Probleme andeuten, von einem festen Konzept, wie Internate mit dem Problem umgehen sollen, dass pädagogisch sowohl Nähe wie auch eine Mindestdistanz notwendig sind, bin ich weit entfernt.
Insofern hat man es an Tagesschulen leichter. Aber Kindern, denen die Erziehung der Eltern fehlt, kann man so nur sehr bedingt das geben, was sie brauchen.
Nachtrag vom 17.7.:
Hinweise auf Missbrauchsfälle aus den Anfängen der Schule hat Christl Stark in einer Dissertation von 1998 aus Elternbriefen zusammengetragen.
Eine kritische Bewertung der Reformpädagogik von Oelkers findet eine Replik von Herrmann.
Nachtrag vom 4.8.:
Benno Hafeneger nimmt einen Standpunkt zwischen den Parteien ein. Mir gefallen seine Reflexionen 1 - 3 gut, 4 und 5 treffen auch Wichtiges, doch 'vielfach überzogene Wortpolitik' scheint mir gegenüber der Reformpädagogik der letzten Jahrzehnte ein etwas zu kritisches Urteil.
Nachtrag vom 16.11.2014:
von Hentig über die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule und sein Verhältnis zu Gerold Becker, 14.3.2010
Michael Buselmeier: Ein großer Leidender, freitag, 24.3.2011
Philipp Eppelsheim über Die Wahrhaftigkeit und Hartmut von Hentig, FAZ, 23.10.2011
Hartmut von Hentig: Ein Klärungsversuch, Forum Kritische Pädagogik, 23.11.2011
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Odenwaldschule,
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von Hentig
10.7.10
Lernen in der Schule und Lernen in Web 2.0
Lernen in der Schule ist auf die Ausweitung individueller Kenntnisse und Fähigkeiten ausgerichtet. Das Web 2.0 legt den Schwerpunkt auf gemeinsame Reflexion und Infragestellung. Das Ziel ist weniger die Absicherung der individuellen als die Ausweitung der gemeinsamen Fähigkeiten.
So meine Kurzzusammenfassung des Blogbeitrags Web 2.0 vs. Bildungssystem: Ein Widerspruch? von Anne-Katrin Gaußer und Lisa Peters, auf den ich hier hinweisen möchte. (Dieser Beitrag referiert seinerseits den von Nina Dohn im International Journal of Computer-Supported Collaborative Learning.)
Ich verzichte darauf, meinerseits diese beiden Artikel zu referieren, sondern möchte von ihnen ausgehend kurz ein paar Thesen aufstellen:
So meine Kurzzusammenfassung des Blogbeitrags Web 2.0 vs. Bildungssystem: Ein Widerspruch? von Anne-Katrin Gaußer und Lisa Peters, auf den ich hier hinweisen möchte. (Dieser Beitrag referiert seinerseits den von Nina Dohn im International Journal of Computer-Supported Collaborative Learning.)
Ich verzichte darauf, meinerseits diese beiden Artikel zu referieren, sondern möchte von ihnen ausgehend kurz ein paar Thesen aufstellen:
- Die westlichen Gesellschaften sind stark individualistisch orientiert.
- Das gilt besonders für die globalisierte Marktwirtschaft.
- In den Betrieben wird zwar Teamfähigkeit und Teamarbeit verlangt, die Anpassungsleistung wird aber vom Individuum erwartet, das Arbeitsplatzrisiko bleibt individuell.
- Solange das so ist, bleibt es Aufgabe des Bildungssystems, dem Einzelnen zur möglichst weitreichenden Entfaltung seiner Fähigkeiten zu helfen.
- Die Gesellschaft ist aber auf Kooperation angewiesen. (So haben die Finanzkrise seit 2007 und mehr noch der Klimawandel gezeigt, dass sogar alle Staaten zusammenarbeiten müssen, um die Risiken der globalisierten Wirtschaft auf ein erträgliches Maß zu beschränken.)
- Deshalb ist neben einem an individuellen Fähigkeiten orientierten Lernen (vgl. Bildungsstandards) auch kooperatives Lernen erforderlich.
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Web 2.0
1.7.10
Was ist ein Weblog?
In seinem neusten Beitrag fordert Peter Haber in histnet einen narrativen Charakter an, wenn er etwas als Weblog anerkennen will. Benutzung einer Blogsoftware reiche nicht aus.
So sehr ich ihm bei letzterem zustimme, so sehr zweifle ich am ersten. Oder wo sieht er bei einer Zusammenstellung kommentierter Gedichte oder Lesefrüchte den narrativen Charakter?
Interessant ist auch die Diskussion, die sich an den Blogbeitrag anschließt. So zitiert Jan Hodel in seinem Kommentar Jan Schmidt mit seiner Definition:
"Weblogs (auch Blogs) sind relativ regelmässig aktualisierte Webseiten, auf denen die Beiträge (zumeist Texte, aber auch Fotos, Videos oder Audiodateien) in rückwärts chronologischer Reihenfolge angezeigt werden. In der Regel sind die einzelnen Beiträge von anderen Nutzern kommentierbar, sodass Weblogs Merkmale der Homepage und des Diskussionsforums vereinen ..."
Den narrativen Tagebuchcharakter will er nur den Blogs der frühen Stunde als konstitutives Merkmal zuerkennen.
Meine Position: Eine Presseschau ist aus meiner Sicht in der Tat kein Weblog. Diese Ausgabe des Briefwechsels von Goethe und Schiller möchte ich aber zu den Blogs rechnen. so sehr ihr Inhalt natürlich ein Briefwechsel ist.
So sehr ich ihm bei letzterem zustimme, so sehr zweifle ich am ersten. Oder wo sieht er bei einer Zusammenstellung kommentierter Gedichte oder Lesefrüchte den narrativen Charakter?
Interessant ist auch die Diskussion, die sich an den Blogbeitrag anschließt. So zitiert Jan Hodel in seinem Kommentar Jan Schmidt mit seiner Definition:
"Weblogs (auch Blogs) sind relativ regelmässig aktualisierte Webseiten, auf denen die Beiträge (zumeist Texte, aber auch Fotos, Videos oder Audiodateien) in rückwärts chronologischer Reihenfolge angezeigt werden. In der Regel sind die einzelnen Beiträge von anderen Nutzern kommentierbar, sodass Weblogs Merkmale der Homepage und des Diskussionsforums vereinen ..."
Den narrativen Tagebuchcharakter will er nur den Blogs der frühen Stunde als konstitutives Merkmal zuerkennen.
Meine Position: Eine Presseschau ist aus meiner Sicht in der Tat kein Weblog. Diese Ausgabe des Briefwechsels von Goethe und Schiller möchte ich aber zu den Blogs rechnen. so sehr ihr Inhalt natürlich ein Briefwechsel ist.
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