Wikiwatch berichtet darüber, wie unglaublich schnell und aktuell die Wikipedia, insbesondere die englische, auf die Proteste in Ägypten reagiert hat und dass sie diese von Anfang an als Revolution interpretiert hat.
Dabei weist es darauf hin, dass "der Ägypten-Artikel von 728 Wikipedianern insgesamt 4828 mal" bearbeitet worden ist.
Schnelligkeit verträgt sich freilich nicht mit abgewogener Geschichtsschreibung. Wie sollten die Administratoren 728 Autoren ständig auf einem Kurs von Objektivität halten, wenn einfach noch kein abgewogenes Bild existiert?
Wichtig scheint mir, dass nach einer ersten Phase, die zunächst von nur wenigen Quellen ausgeht, möglichst rasch ein objekticvierendes Bild versucht wird.
Hochinteressant ist der Blogartikel des israelischen Linguisten Dor Kamir, auf den sich Wikiwatch bezieht, allerdings. Offenbar benutzten die Protestler nicht nur Facebook und Twitter, sondern auch die Wikipedia.
Daraus zu folgern, weil die Proteste in der Wikipedia von Anfang an als Revolution bezeichnet wurden, habe die Wikipedia den Gang der Geschichte mit beeinflusst, scheint mir freilich etwas kühn.
29.6.11
24.6.11
22.6.11
Hätte es jeder wissen können?
Vielleicht hätte jeder es wissen können. Aber nicht jeder konnte es wissen.
Friedrich Kellner, von dessen geheimem Tagebuch Markus Roth in der ZEIT vom 22.6. unter der Überschrift "Jeder konnte es wissen" berichtet, hatte den Mut, in sein Tagebuch zu schreiben "Die 'Heil- und Pflegeanstalten' sind zu Mordzentralen geworden." und "Es gibt keine Strafe, die hart genug wäre, bei diesen Nazi-Bestien angewendet zu werden." Und er war geschickt genug, seine Meinung nicht so deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass die NSDAP-Kreisleitung in fassen konnte.
Nicht jeder hätte es ausgehalten, sich solch eine Einsicht zuzugeben, wenn er damit rechnen musste, sie 99 Prozent seiner Mitbürger lebenslang verschweigen zu müssen. Nicht jeder war so mutig, solch eine Ansicht auch noch niederzuschreiben.
Auch wenn die Entdeckung eines solch wichtigen Dokuments überschwänglich macht, sollte man die historische Wirklichkeit nicht außer Acht lassen. So ein Mensch war eben nicht "ein ganz normaler Deutscher". Das sollte 50 Jahre nach dem Milgram-Experiment jedem klar geworden sein. Aber es kennt eben nicht jeder das Milgram-Experiment, auch wenn theoretisch jeder es kennen könnte.
Jeder Deutsche könnte sich klarmachen, dass dauerhaftes Wachstum ein unendliches wäre und zu unendlichem Ressourcenverbrauch führen müsste und deshalb unmöglich ist. Aber weil das bedeutete, dass es unverantwortlich ist, eine Wachstumspolitik zu verfolgen und noch unverantwortlicher sie sogar auch Griechenland vorzuschreiben und gleichzeitig zu fordern, dass die Bürger auf nahezu alle wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften der letzten 10 Jahre verzichten. Weil das so ist, deshalb kann sich das nicht jeder klarmachen.
Denn von den Griechen können wir verlangen, dass sie die harten wirtschaftlichen Realitäten anerkennen. Aber wir selbst können sie nicht anerkennen?
Links (geben nicht die Meinung des Verlinkenden wieder):
Helmut Schmidt zu Griechenland
Griechenland: Trutzburg des Selbtmitleids
Griechischer Mittelstand abgebrannt
Samaras Buhmann Europas
Friedrich Kellner, von dessen geheimem Tagebuch Markus Roth in der ZEIT vom 22.6. unter der Überschrift "Jeder konnte es wissen" berichtet, hatte den Mut, in sein Tagebuch zu schreiben "Die 'Heil- und Pflegeanstalten' sind zu Mordzentralen geworden." und "Es gibt keine Strafe, die hart genug wäre, bei diesen Nazi-Bestien angewendet zu werden." Und er war geschickt genug, seine Meinung nicht so deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass die NSDAP-Kreisleitung in fassen konnte.
Nicht jeder hätte es ausgehalten, sich solch eine Einsicht zuzugeben, wenn er damit rechnen musste, sie 99 Prozent seiner Mitbürger lebenslang verschweigen zu müssen. Nicht jeder war so mutig, solch eine Ansicht auch noch niederzuschreiben.
Auch wenn die Entdeckung eines solch wichtigen Dokuments überschwänglich macht, sollte man die historische Wirklichkeit nicht außer Acht lassen. So ein Mensch war eben nicht "ein ganz normaler Deutscher". Das sollte 50 Jahre nach dem Milgram-Experiment jedem klar geworden sein. Aber es kennt eben nicht jeder das Milgram-Experiment, auch wenn theoretisch jeder es kennen könnte.
Jeder Deutsche könnte sich klarmachen, dass dauerhaftes Wachstum ein unendliches wäre und zu unendlichem Ressourcenverbrauch führen müsste und deshalb unmöglich ist. Aber weil das bedeutete, dass es unverantwortlich ist, eine Wachstumspolitik zu verfolgen und noch unverantwortlicher sie sogar auch Griechenland vorzuschreiben und gleichzeitig zu fordern, dass die Bürger auf nahezu alle wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften der letzten 10 Jahre verzichten. Weil das so ist, deshalb kann sich das nicht jeder klarmachen.
Denn von den Griechen können wir verlangen, dass sie die harten wirtschaftlichen Realitäten anerkennen. Aber wir selbst können sie nicht anerkennen?
Links (geben nicht die Meinung des Verlinkenden wieder):
Helmut Schmidt zu Griechenland
Griechenland: Trutzburg des Selbtmitleids
Griechischer Mittelstand abgebrannt
Samaras Buhmann Europas
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opco11 Spannagels Festival zu Medienkunde
Überblick der Konzerte (= der verlinkten Gruppenarbeiten auf Etherpads)
Kurzreflexion:
Je mehr man der Technik zumutet, desto mehr wird sie zur Zumutung.
Aus den Tweets:
Konzertprobe für #opco11 kollidiert bei mir mit Lektüre: A. Gruschka: Verstehen lehren - Plädoyer für guten Unterricht http://t.co/Ms4Sgkg
Technik nervt, Konzept der Konzerte gut
Session heute und das Klischee „Lehrende und Technik“ wird übererfüllt… Was für ein Festival. Was für ne Show…
Schade, dass die Aufführung keine Generalprobe war. So wie die daneben ging, wäre die Aufführung perfekt geworden.
Danke an alle Teilnehmer! Bitte reflektiert (Blogs, ...): 1) Wie fandet ihr das Format? 2) Wie viel ist inhaltlich rübergekommen?
Meinst du, der Arbeitsaufwand und das Ergebnis stehen in einem angemessenen Verhältnis?
Das zeigen die Erfahrungsberichte und Reflexionen der Teilnehmer, hoffe ich #opco11
Zur Klarstellung zum Konzert @2 Rya_ @Fontanefan: Die Mehrheit der Teilnehmer war sich einig, dass die Medienkompetenz nach einem einjährigen Fach-Unterricht, in dem die Grundbegriffe vermittelt werden sollten (Jahrgangsstufe 5), in sämtlichen Fächern verankert gehört. Die Benutzung von Wikis etc. wird mit der Zeit so normal sein wie im vergangenen Jahrhundert das Schreiben in Heften. - Die speziellen Inhalte von Informatik (Geschichte des Computers, Einblick ins Programmieren) sollte nicht für alle verpflichtend sein, sondern kann einerseits als Wahlfach angeboten werden, andererseits (etwa im mathematisch-naturwiss. Zweig eines Gymnasiums oder entsprechenden Schulformen/-ausprägungen) als verpflichtend (8./9. Jahrgangsstufe).
Reflexion 2:
Das Internet ermöglicht zeitversetztes Arbeiten. Die Technik, im Netz effektiv zeitgleich zu arbeiten, ist bei opco11 noch nicht vorhanden. (Chats sind ein schlechter Ersatz für Live-Audiodiskussion, die funktioniert.)
Auf Hausaufgaben zu setzen, wenn die Schüler fehlen, die sie gemacht haben, ist nicht sonderlich effektiv.
Es war eine anstrengende und lehrreiche Stunde. Vor ihr und von ihr gingen eine ganze Reihe von Anregungen aus. No risk, no fun.
Anmerkung:
Schulung der Medienkompetenz für Lehrende
Kurzreflexion:
Je mehr man der Technik zumutet, desto mehr wird sie zur Zumutung.
Aus den Tweets:
Konzertprobe für #opco11 kollidiert bei mir mit Lektüre: A. Gruschka: Verstehen lehren - Plädoyer für guten Unterricht http://t.co/Ms4Sgkg
Technik nervt, Konzept der Konzerte gut
Session heute und das Klischee „Lehrende und Technik“ wird übererfüllt… Was für ein Festival. Was für ne Show…
Schade, dass die Aufführung keine Generalprobe war. So wie die daneben ging, wäre die Aufführung perfekt geworden.
Danke an alle Teilnehmer! Bitte reflektiert (Blogs, ...): 1) Wie fandet ihr das Format? 2) Wie viel ist inhaltlich rübergekommen?
Meinst du, der Arbeitsaufwand und das Ergebnis stehen in einem angemessenen Verhältnis?
Das zeigen die Erfahrungsberichte und Reflexionen der Teilnehmer, hoffe ich #opco11
Zur Klarstellung zum Konzert @2 Rya_ @Fontanefan: Die Mehrheit der Teilnehmer war sich einig, dass die Medienkompetenz nach einem einjährigen Fach-Unterricht, in dem die Grundbegriffe vermittelt werden sollten (Jahrgangsstufe 5), in sämtlichen Fächern verankert gehört. Die Benutzung von Wikis etc. wird mit der Zeit so normal sein wie im vergangenen Jahrhundert das Schreiben in Heften. - Die speziellen Inhalte von Informatik (Geschichte des Computers, Einblick ins Programmieren) sollte nicht für alle verpflichtend sein, sondern kann einerseits als Wahlfach angeboten werden, andererseits (etwa im mathematisch-naturwiss. Zweig eines Gymnasiums oder entsprechenden Schulformen/-ausprägungen) als verpflichtend (8./9. Jahrgangsstufe).
Reflexion 2:
Das Internet ermöglicht zeitversetztes Arbeiten. Die Technik, im Netz effektiv zeitgleich zu arbeiten, ist bei opco11 noch nicht vorhanden. (Chats sind ein schlechter Ersatz für Live-Audiodiskussion, die funktioniert.)
Auf Hausaufgaben zu setzen, wenn die Schüler fehlen, die sie gemacht haben, ist nicht sonderlich effektiv.
Es war eine anstrengende und lehrreiche Stunde. Vor ihr und von ihr gingen eine ganze Reihe von Anregungen aus. No risk, no fun.
Anmerkung:
Schulung der Medienkompetenz für Lehrende
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Christian Spannagel,
Medienkunde,
Medienpädagogik,
opco11
Bildungsstandards für Medienkunde bei opco11
- Gruppe 1 bei Spannagels Konzerten: Etherpad
- Persönlichkeitsentwicklung
- zielgerichteter, reflektierter, kritischer Umgang (Produktion und Rezeption) mit Medien.
- mögliche Gefahren in weltweiten Netzen erkennen können (aber bitte auch zunächst mal die Chancen sehen)
- inhalte bewerten können, Auswählen der relevanten Information
- aktives zuhören, aktives adressatengerechtes partizipieren
- Umgang mit der ständigen Vernetzung (Computer, Smartphones, Ipads) und dem leben in den vielen Netzen- Sich strukturieren und abgrenzen können
- fähigkeit, als mündiger bürger zu handeln
- offen für andere Meinungen, Toleranzbereitschaft, die Fähigkeit, mit divergierenden Meinungen umgehen zu können, Persönlichkeitsrechte beachten
- Ungewissheiten aushalten statt nur nach allgemeingültigen Aussagen zu schauen
- Mit Zurückweisung oder nicht-Beachtung adäquat umgehen können, nicht ständig Rückmeldung brauchen
- Trennen zwischen Privat und Öffentlich
Schulung der Medienkompetenz für Lehrende
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Bildungsstandard,
Christian Spannagel,
Medienkunde,
opco11
21.6.11
Diskussion über Medienpädagogik: ein Fach oder fachintegriert
Christian Spannagel hat im Zuge seiner opco11-Veranstaltung (http://de.wikiversity.org/wiki/Benutzer:Cspannagel/opco11) die Diskussion im Etherpad angestoßen, die ich hier ungeordnet herstelle. Bis Mittwoch 18:00 soll das Ergebnis da sein (das natürlich ein Anstoß zur weiteren Diskussion sein soll). Hier (http://ietherpad.com/6SwA3hEYI6)
die Diskussion:
"Ich persönlich würde auf Blogs und Wikis als Arbeitsinstrumente ungern verzichten und habe Vorbehalte gegenüber Live-Veranstaltungen im Internet (http://fontanefan.blogspot.com/2011/06/aktueller-zwischenbericht-zu-den.html), weil ja gerade das zeitversetzte Arbeiten und die Unabhängigkeit von einem umfangreichen technischen Apparat die Vorteile der neuen Medien sind, während das Hier und Jetzt der Vorzug der zeitlich und örtlich gebundenen Veranstaltung ist. Warum aus dem Klassenzimmer verlagern, was dort viel effektiver möglich ist: der direkte persönliche Austausch auf allen Kanälen?
Die Farbunterschiede habe ich mal weggenommen.
Das Schöne ist: Was in einem ganzen Land schon ausdiskutiert war, wird hier - obwohl die Tendenz wieder in Richtung fachintegriert geht - wieder aufgebrochen.
Was wohl heute im Laufe des Tages passiert, und morgen?
Zum Thema:
die Diskussion:
- Schon Anfang Juni wurde in ZUM-Unity eine Diskussion dazu geführt (http://unity.zum.de/networks/forum/thread.77452:1#posting_77452_386050).
- Zur Integration in alle Fächer sage ich ganz klar "ja". Das ist sonst als würde man Lesen lehren und dann keine Texte in anderen Fächern einsetzen. Zur Frage eines eigenen Fachs bin ich mir nicht sicher, ob man dann nicht alles zu sehr verfächert, denn dann hätten auch andere "Fächer" eine Daseinsberechtigung, wie Ernährung oder Soft Skills. Wie groß wäre denn der Lehrplan für "Umgang mit Medien"? Kann man das nicht in Sozialkunde integrieren oder eine Projektwoche draus machen?
- Ich kann den bisherigen Ausführungen nur zustimmen. Auch ich bin für die Integration in alle Fächer. Was ganz sinnvoll sein könnte, wäre ein Fach "Medienkunde" relativ früh, z. B. am Beginn der Sekundarstufe (wenn die Kinder ca. 10 Jahre alt sind), um Grundlegendes zu vermitteln, was sonst in jedem Fach einzeln gemacht werden müsste - oder dann eben vergessen wird).
- Aber, die logische Konsequenz ist: Wenn Medienbildung in allen Fächern integriert werden muss, dann müssen auch alle Lehrer kompetent sein! Wird man das bei der Schnelligkeit, die das Internet und die Technik vorlegen, schaffen? Man schafft es ja heute schon nicht! Wie viele Lehrer integrieren denn Web-2.0-Anwendungen in ihren Unterricht? (Kühne, aber vielleicht doch nicht so kühne) Behauptung: Wenn man Medienkompetenz in allen Fächern integriert vermittelt, dann wird sie kaum oder nur marginal vermittelt, weil sich keiner dafür verantwortlich fühlt. <-- Die Gefahr besteht, ja.
- Integration in alle Fächer: Die Nutzung unterschiedlichster Medien ist auch vom Kontext abhängig, z.B. in der Werbung wird eine Präsentation eventuell anders aussehen können/kreativer sein dürfen etc. Ich sehe den Umgang mit Medien nicht als losgelösten Aspekt an, sondern als Teil einer Kulturtechnik, ohne die wir nicht mehr auskommen. Am Ende geht es nicht um "Klickkompetenz", sondern um Erziehung zum mündigen Bürger.
- Nebenbei halte ich das Ausdifferenzieren auf Fächer grundsätzlich für zweifelhaft. Eine projektorientiertere, an der Komplexität des Lebens ausgerichtete Herangehensweise berührt immer mehrere "Fächer" - Das mag so sein. Aber in den allermeisten Schulen in D wird eher die Integration von Medienkompetenz in die Fächer gelingen als eine Umstellung vom fach- zum projektorientierten Unterricht. --> Auch der projektorientierte Unterricht bedarf der entsprechenden Lehrerkompetenz. Und: Ist es wirklich gut, alles projektorientiert zu machen? Haben nicht die Fachsystematiken ihren eigenen Wert? Sind Fachsystematiken denn grundsätzlich schlecht? Es gibt z.B. zahlreiche innermathematische Motivationen, die sich nicht durch reale Kontexte einkleiden lassen, die aber ihre eigene Schönheit haben.
- Content sollte immer im Zusammenhang mit einem Context erfolgen und auch fächerübergreifend oder fachergänzend (anderer Sichtwinkelauf ein Thema/Problem), denn Technik/Technologie ist immer nur Mittel zum Zweck, Werkzeug und muss einen Sinn machen, sie kennen und anwenden (für sich nutzen) zu wollen. --> Ja. Man kann auch in einem eigenen Fach entsprechende Kontexte bereit stellen. Man kann doch in einem Fach "Medien" entsprechende Anwendungskontexte bieten (ähnlich wie man das auch z.B. in der Physik macht).
- Schade, dass in Thueringen alles schon durch ist. Wir haben Medienkunde in "normale" Schulfächer integriert bekommen. Damit haben sie bei uns das Fach "ITG" aus den Angeln gehoben. Bin gerade als Alter (15 Jahre als L weg-Schwitz) und habe im letzten Jahr ein Ministudium Info an der Uni Jena begonnen. Dort möchte Prof. Fothen, dass ITG schon in der Grundschule als einzelnes Fach unterrichtet werden soll. Bin ich voll dafür. In unserem Sport-Gym wollen nicht mal die Mathelehrer den neuen Rechner einsetzen, wie sollen die dann Medienkompetenz oder wie man es auch nennen will/soll vermitteln. Ich stehe selber am Anfang der eigenen Nutzung von Web 2.0 und bin aber total begeistert. Nun muss ich nur noch lernen, wie ich es meinen Schülern näherbringe. Deshalb bin ich eigentlich auch hier. --> Ein Kollege in BW sagte einmal: "Hier haben wir ITG wegintegriert.""
Das Schöne ist: Was in einem ganzen Land schon ausdiskutiert war, wird hier - obwohl die Tendenz wieder in Richtung fachintegriert geht - wieder aufgebrochen.
Was wohl heute im Laufe des Tages passiert, und morgen?
Wie bringt man Leser auf seine Webseite?
Wie Sie hier hergekommen sind, weiß ich nicht. Aber ich habe Sie offenbar dadurch hierher gebracht, indem ich aus einem ausführlicheren Blogbeitrag von Herrn Larbig, auf den hier am Rande schon länger hingewiesen wird, ein paar Punkte herausgegriffen habe, die mir interessant erscheinen:
Ist das für Sie auch das Interessanteste an seinem Blogbeitrag gewesen?
Welche seiner Gedanken habe ich eben exemplifiziert?
Typisch seichter Internetstoff, wie ihn Schulmeister perhorresziert. Also jetzt bitte schleunigst zum Original!
- Bringe Inhalte ins Blog, die deine Inhalte sind. Orientiere dich nicht daran, wie andere bloggen, denn das gibt es ja schon, sondern lege einfach drauf los.
- „Einfach drauf los“ bedeutet aber nicht, dass die Qualität der Inhalte nicht stimmen müsste. Also: Bringe Inhalte ins Blog, die andere interessieren können.
- Sei öffentlich im Web präsent. Diese „öffentliche Präsenz“ gilt auch für „social communities“ wie z. B. Twitter. Zwar erlaubt Twitter, dass Botschaften nicht in der öffentlichen Zeitleiste erscheinen und nur für zugelassene Personen lesbar sind, aber das Internet ist von seiner Infrastruktur her offen und dezentral. Entsprechend offen und dezentral gilt es dann auch das Internet zu nutzen.
- Sprich mit anderen Menschen im Internet. Kommentiere Blogbeiträge, nutze Twitter, Facebook und Co nicht alleine, um Links in die Welt zu senden, sondern sprich mit den Menschen, die dir dort begegnen. Und wenn dieser Punkt erreicht ist, man also Gespräche mit anderen führt, die sich für ähnliche Themen interessieren wie man selbst, dann kommt auch das Lernen im Internet, die Fortbildung, auf eine mehr und mehr inhaltliche Ebene.
Ist das für Sie auch das Interessanteste an seinem Blogbeitrag gewesen?
Welche seiner Gedanken habe ich eben exemplifiziert?
- Internet erlaubt Teilnahme zeitversetzt, vor und nach dem Vortrag
- Seine eigenen Lernergebnisse macht man öffentlich, damit andere davon profitieren können, aber auch man selbst, falls man einen Gedanken nur ungenau aufgefasst hat. Denn dann önnen einen die Leser darauf hinweisen.
Typisch seichter Internetstoff, wie ihn Schulmeister perhorresziert. Also jetzt bitte schleunigst zum Original!
19.6.11
Senioren gehen in die Schule
Warum geht man trotz früher teils recht schlechter Erfahrungen mit Schule wieder gerne dorthin?Weil man dort Schüler treffen kann! So ging es jedenfalls den Senioren, die über das Mehrgenerationenhaus eine Begegnung einer 9. Klasse des Goethe-Gymnasiums vermittelt bekamen, auch beim dritten Treffen mit den Schülern.
Die Senioren berichteten über ihre Berufe, gaben auch Tipps, was man bei der Wahl des Ausbildungsplatzes beachten kann, und fanden so viel Interesse, dass sie kaum noch auf das zweite Thema, was auch im Raum stand, "Jugendsprache" zu sprechen kamen.
Es ist ja aber auch nicht uninteressant, wie man vom Schlosser zum "Reaktorfahrer", dem Verantwortlichen am Steuerpult eines Kernreaktors, werden kann. Als Schlosser beginnen, in der Schuhfabrik ohne Berufsperspektive, weil wegen der internationalen Konkurrenz immer mehr Arbeitsplätze wegfallen, dann einen neuen Job suchen. Das war ein Job in einer Zukunftsindustrie: Atomkraftwerk. Da braucht es weniger Schlosser als Maschinenbauer. Also das dazu gelernt und mitgeholfen beim Aufbau neuer Kraftwerke, ein nach dem andern. Dann, als sie stehen, eine neue Umstellung. Mit der Automatisierung fallen mehr und mehr Aufgaben weg. Aber den Reaktor zu überprüfen, ihn hoch- und herunterfahren, das können Comuter dem Menschen nicht wegnehmen. Ein Zukunftsjob in Zeiten des Atomausstiegs? Wieder heißt es, eine neue Perspektive suchen.
Das suchten auch Schüler und Senioren im gemeinsamen Gespräch. Wie kann man die Zusammenarbeit, an der beide Seiten Gefallen gefunden haben, weiterführen? Unter Moderation der Schüler - der Lehrer konnte beruhigt zum nächsen Unterricht weitergehen - wurden neue Pläne entwickelt.
Die Senioren waren sich einig, die Begegnungen sollen fortgesetzt werden. Das einzige Problem: Woher die Zeit nehmen?
Die Senioren berichteten über ihre Berufe, gaben auch Tipps, was man bei der Wahl des Ausbildungsplatzes beachten kann, und fanden so viel Interesse, dass sie kaum noch auf das zweite Thema, was auch im Raum stand, "Jugendsprache" zu sprechen kamen.
Es ist ja aber auch nicht uninteressant, wie man vom Schlosser zum "Reaktorfahrer", dem Verantwortlichen am Steuerpult eines Kernreaktors, werden kann. Als Schlosser beginnen, in der Schuhfabrik ohne Berufsperspektive, weil wegen der internationalen Konkurrenz immer mehr Arbeitsplätze wegfallen, dann einen neuen Job suchen. Das war ein Job in einer Zukunftsindustrie: Atomkraftwerk. Da braucht es weniger Schlosser als Maschinenbauer. Also das dazu gelernt und mitgeholfen beim Aufbau neuer Kraftwerke, ein nach dem andern. Dann, als sie stehen, eine neue Umstellung. Mit der Automatisierung fallen mehr und mehr Aufgaben weg. Aber den Reaktor zu überprüfen, ihn hoch- und herunterfahren, das können Comuter dem Menschen nicht wegnehmen. Ein Zukunftsjob in Zeiten des Atomausstiegs? Wieder heißt es, eine neue Perspektive suchen.
Das suchten auch Schüler und Senioren im gemeinsamen Gespräch. Wie kann man die Zusammenarbeit, an der beide Seiten Gefallen gefunden haben, weiterführen? Unter Moderation der Schüler - der Lehrer konnte beruhigt zum nächsen Unterricht weitergehen - wurden neue Pläne entwickelt.
Die Senioren waren sich einig, die Begegnungen sollen fortgesetzt werden. Das einzige Problem: Woher die Zeit nehmen?
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17.6.11
Der Ruf der Pflicht
"Call of duty" heißt passenderweise eine Spieleserie, die - obwohl erst ab 18 Jahren freigegeben - von einem weit höheren Anteil von 7.-Klässlern gespielt wird, als es der Anteil der Lehrer ist, die sie kennen.
Wieso auch sollte man sie kennen?
Man sollte soche Spiele nicht verteufeln, habe ich mir sagen lassen, und: Eltern, die ihre Kinder bis tief in die Nacht solche Spiele spielen ließen, seien selbst schuld.
Dazu:
Nehmen wir an, Schach sei ein Spiel, das einige wünschenswerte Fähigkeiten schult wie z.B. Konzentrationsfähigkeit und das Vorausdenken über mehrere Schritte hinweg.
Sollte ich es deshalb als unvermeidlich hinnehmen, wenn ich von 22:00 Uhr bis 2:00 Uhr morgens auf immer schlechterem Niveau gegen einen Computer Schach spiele, weil ich mich nicht davon lösen kann und danach nicht einschlafen kann, weil ich noch zu angeregt bin? Hieße es das Schachspiel verteufeln, wenn ich mir zur Regel machte, abends nicht gegen den Computer Schach zu spielen, wenn ich am nächsten Tag ab 8:00 Uhr wichtige Termine habe?
Nehmen wir an, eine alleinerziehende Mutter müsse aufgrund ihres Schichtdienstes am Morgen um 5:00 Uhr aufstehen und ihr 13-jähriger Sohn liehe sich von einem Klassenkamerad ein Computerspiel aus (das der Mutter unbekannt ist) und spielte es nach dem Zu-Bett-gehen der Mutter bis 4:00 morgens. Ist sie daran schuld?
Um es noch zu spezifizieren: Ist sie auch dann schuld, wenn ihr der Lehrer des Sohnes versichert, Computerspiele seien entgegen einem landläufigen Vorurteil ganz harmlos und außerdem seien viele geeignet, nützliche Fähigkeiten zu schulen?
Ein Ratschlag, der Eltern, die Computerspielen skeptisch gegenüber stehen, oft gegeben wird, ist der, die Spiele mit ihren Kindern zu spielen und sich dann mit ihnen darüber zu unterhalten.
Deshalb stelle ich hier einen kurzen Ausschnitt von the Call of Duty vor, den jemand für mich bei YouTube gefunden hat. (Kommentar dessen, der den Ausschnitt eingestellt hat: "First day with the game, still learning the map. Chopper Gunner killstreak halfway through video." Man lernt also auch Kartenlesen.)
Was ist die Pflicht, zu der mich das Computerspiel "Call of Duty" ruft?
Wieso auch sollte man sie kennen?
Man sollte soche Spiele nicht verteufeln, habe ich mir sagen lassen, und: Eltern, die ihre Kinder bis tief in die Nacht solche Spiele spielen ließen, seien selbst schuld.
Dazu:
Nehmen wir an, Schach sei ein Spiel, das einige wünschenswerte Fähigkeiten schult wie z.B. Konzentrationsfähigkeit und das Vorausdenken über mehrere Schritte hinweg.
Sollte ich es deshalb als unvermeidlich hinnehmen, wenn ich von 22:00 Uhr bis 2:00 Uhr morgens auf immer schlechterem Niveau gegen einen Computer Schach spiele, weil ich mich nicht davon lösen kann und danach nicht einschlafen kann, weil ich noch zu angeregt bin? Hieße es das Schachspiel verteufeln, wenn ich mir zur Regel machte, abends nicht gegen den Computer Schach zu spielen, wenn ich am nächsten Tag ab 8:00 Uhr wichtige Termine habe?
Nehmen wir an, eine alleinerziehende Mutter müsse aufgrund ihres Schichtdienstes am Morgen um 5:00 Uhr aufstehen und ihr 13-jähriger Sohn liehe sich von einem Klassenkamerad ein Computerspiel aus (das der Mutter unbekannt ist) und spielte es nach dem Zu-Bett-gehen der Mutter bis 4:00 morgens. Ist sie daran schuld?
Um es noch zu spezifizieren: Ist sie auch dann schuld, wenn ihr der Lehrer des Sohnes versichert, Computerspiele seien entgegen einem landläufigen Vorurteil ganz harmlos und außerdem seien viele geeignet, nützliche Fähigkeiten zu schulen?
Ein Ratschlag, der Eltern, die Computerspielen skeptisch gegenüber stehen, oft gegeben wird, ist der, die Spiele mit ihren Kindern zu spielen und sich dann mit ihnen darüber zu unterhalten.
Deshalb stelle ich hier einen kurzen Ausschnitt von the Call of Duty vor, den jemand für mich bei YouTube gefunden hat. (Kommentar dessen, der den Ausschnitt eingestellt hat: "First day with the game, still learning the map. Chopper Gunner killstreak halfway through video." Man lernt also auch Kartenlesen.)
Was ist die Pflicht, zu der mich das Computerspiel "Call of Duty" ruft?
16.6.11
Über die Gefahren von Computerschach und anderen Computerspielen
Unregelmäßig, aber mindestens einmal alle halbe Jahr komme ich dazu, mit einem Menschen Schach zu spielen. Vorher unterhalten wir uns, aber wir versuchen doch auch noch die Zeit für ein oder zwei Spiele herauszuschinden. Dann fahre ich des öfteren im Dunkeln nach Hause, obwohl ich das sonst zu vermeiden suche.
Mit meinem Computer kann ich auch Schach spielen. Er hat mir noch nie eine Revanche versagt. Das kann sich hinziehen.
Aber trotzdem versuche ich mich an einer Rechtfertigung für den Zeitverbrauch:
Relativ wenige Brettspiele sind darauf angelegt, Tötungshemmungen abzubauen, Computerspiele der Art gibt es einige. - Ich weiß, dass die wenigsten Spieler solcher Spiele in die Gelegenheit kommen werden, auszuprobieren, ob die Spiele in der Hinsicht effektiv sind.
Wenn man aber nachts bis um 4:00 um sein Leben gekämpft hat, sind am nächsten Morgen Dreisatzaufgaben nicht eben der Thrill.
7.-Klässler lassen sich solche Spiele von ihren Großeltern schenken. So können sie oft vermeiden, dass irgend jemand mitbekommt, was sie da tun. Da meine Kinder alle erwachsen sind, habe ich freilich noch nie ausprobiert, wie ich auf solche Spiele reagieren würde. Mir reichen Berichte von anderen Erwachsenen, die sie mit Interesse gespielt haben.
Natürlich lassen sich mit Computerspielen Lernstoffe erarbeiten und Fähigkeiten trainieren. (vgl. z.B. für Geschichte)
Nachtrag vom 17.6.:
Ich habe einen Bericht eines amerikanischen Ausbilders gelesen, wonach die gezielten Todesschüsse auf Gegner am Anfang des Vietnamkrieges etwa auf dem Niveau lag, das man auch für den 2. Weltkrieg annimmt, etwa 10%. Durch Einsatz der Schulungssoftware habe sich die Quote auf etwa 90% erhöhen lassen. Diese Schulungssoftware sei der Urahn heutiger Computerkampfspiele.
Bei Gelegenheit kann ich mal danach googeln.
Berichte aus dem weiteren Bekanntenkreis über die Faszination von Computerkampfspielen für sozial gut integrierte, vielseitig engagierte, u.a. durch Orchester, Sportverein und Mitarbeit in der Schülervertretung beschäftigte Schüler lassen mir wenig Hoffnung, dass sozial schlecht integrierte Schüler mit wenig Erfolgserlebnissen in "real life" der Faszination wesentlich besser widerstehen.
Es ist richtig: Sämtliche "Vorurteile über die sozialvereinsamten vor dem PC [haben sich] in Luft aufgelöst." Nur der Motivationsverlust auch der sozial gut Integrierten ist erschreckend.
Und die bleiben weiterhin die, auf denen zu Recht die Hoffnungen ruhen.
Mit meinem Computer kann ich auch Schach spielen. Er hat mir noch nie eine Revanche versagt. Das kann sich hinziehen.
Aber trotzdem versuche ich mich an einer Rechtfertigung für den Zeitverbrauch:
Relativ wenige Brettspiele sind darauf angelegt, Tötungshemmungen abzubauen, Computerspiele der Art gibt es einige. - Ich weiß, dass die wenigsten Spieler solcher Spiele in die Gelegenheit kommen werden, auszuprobieren, ob die Spiele in der Hinsicht effektiv sind.
Wenn man aber nachts bis um 4:00 um sein Leben gekämpft hat, sind am nächsten Morgen Dreisatzaufgaben nicht eben der Thrill.
7.-Klässler lassen sich solche Spiele von ihren Großeltern schenken. So können sie oft vermeiden, dass irgend jemand mitbekommt, was sie da tun. Da meine Kinder alle erwachsen sind, habe ich freilich noch nie ausprobiert, wie ich auf solche Spiele reagieren würde. Mir reichen Berichte von anderen Erwachsenen, die sie mit Interesse gespielt haben.
Natürlich lassen sich mit Computerspielen Lernstoffe erarbeiten und Fähigkeiten trainieren. (vgl. z.B. für Geschichte)
Nachtrag vom 17.6.:
Ich habe einen Bericht eines amerikanischen Ausbilders gelesen, wonach die gezielten Todesschüsse auf Gegner am Anfang des Vietnamkrieges etwa auf dem Niveau lag, das man auch für den 2. Weltkrieg annimmt, etwa 10%. Durch Einsatz der Schulungssoftware habe sich die Quote auf etwa 90% erhöhen lassen. Diese Schulungssoftware sei der Urahn heutiger Computerkampfspiele.
Bei Gelegenheit kann ich mal danach googeln.
Berichte aus dem weiteren Bekanntenkreis über die Faszination von Computerkampfspielen für sozial gut integrierte, vielseitig engagierte, u.a. durch Orchester, Sportverein und Mitarbeit in der Schülervertretung beschäftigte Schüler lassen mir wenig Hoffnung, dass sozial schlecht integrierte Schüler mit wenig Erfolgserlebnissen in "real life" der Faszination wesentlich besser widerstehen.
Es ist richtig: Sämtliche "Vorurteile über die sozialvereinsamten vor dem PC [haben sich] in Luft aufgelöst." Nur der Motivationsverlust auch der sozial gut Integrierten ist erschreckend.
Und die bleiben weiterhin die, auf denen zu Recht die Hoffnungen ruhen.
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Spiel
15.6.11
Aktueller Zwischenbericht zu den Upstreams von opco11
Die technische Qualität und die Organisation der Vorträge und der Diskussion dazu sind so schlecht, dass ich abgeschreckt werde, auch wenn die Themen an sich interessant finde und den Eindruck habe, dass die Referenten sehr sachkompetent sind. D.h. ich nutze die Zentralangebote nur, um auf Blogs aufmerksam gemacht zu werden, wo die Inhalte in meinem Sinne lerngerecht aufbereitet sind.
14.6.11
Autorität, Scham, Verantwortung
Stanley Milgram verdanken wir das Experiment, in dem gezeigt wurde, dass die überwiegende Mehrheit von Menschen der heutigen Gesellschaften unter gesellschaftlichem Druck dazu gebracht werden könnte, Verbrechen zu begehen.
Bernhard Schlink hat in "Der Vorleser" eine Studie darüber geschrieben, wie die Scham davor, öffentlich zugeben zu müssen, gesellschaftlichen Standards nicht zu genügen, größer sein kann als die Scham, als Mörder zu gelten, und dass jemand bereit sein könnte, als Mörder verurteilt zu werden, nur um nicht als Analphabet erkannt zu werden.
Götz Aly verdanke ich den Hinweis, dass Hans-Dietrich Genscher, Hermann Lübbe und Peter Boenisch, Niklas Luhmann, Dieter Wellershoff, Martin Broszat, Horst Ehmke, Erich Loest und Siegfried Lenz offenbar in jungen Jahren in die NSDAP eingetreten sind.
Dass Günter Grass überzeugtes Mitglied des Jungvolks war, war schon allgemein bekannt, bevor er öffentlich darauf hinwies, dass er auch Mitglied der Waffen-SS war.
Dass die Aktenlage Jürgen Habermas, Walter Jens, Martin Walser, Erhard Eppler und Iring Fetscher als ehemalige NSDAP-Mitglieder ausweist, wusste ich schon länger. Teils haben sie bestritten, je davon gewusst zu haben. Dass sie sich schämen, NSDAP-Mitglied gewesen zu sein, darf man annehmen. Was Scham anrichten kann, haben Milgram und Schlink aufgezeigt.
Hilmar Hoffmann, der neuste "Fall", der bekannt geworden ist, hat sich offen dazu bekannt, dass ihm die Stimme Goebbels' "wie Seife rein" ging und dass er sich im Zusammenhang mit seinem Abitur entschlossen habe, die Mitgliedschaft in der NSDAP zu beantragen.
Götz Aly verdanke ich auch den Hinweis auf eine Äußerung Bernhard Schlinks, man müsse für eine differenzierte Beurteilung einer Person sie "auf dem Horizont ihrer Zeit" betrachten. In seinem Aufsatz "Die Kultur des Denunziatorischen" im Merkur führt Schlink dazu im Blick auf Personen aus den neuen Bundesländern weiter aus:
Im politischen Parteienstreit wurde Willy Brandt vorgeworfen, dass er unter Lebensgefahr aus Nazideutschland geflohen ist und dass er auf der Seite von Nazigegnern stand. Im Parteienstreit war auch der Hinweis auf eine uneheliche Geburt oder darauf, dass jemand homosexuell sei, eine gefährliche Waffe.
Auf dem Horizont unserer Zeit taugen solche Hinweise nur noch, um an nicht öffentlich zugegebene Vorurteile zu appellieren.
Das Urteil über eine Person und ihre Leistung für unsere Gesellschaft sollte sich an dem "Horizont ihrer Zeit" orientieren.
So wird man Carl Friedrich von Weizsäcker nach seinen Beiträgen zu beurteilen, die das Urteil über Atomwaffen geschärft und das deutsche Verhältnis zu Polen entschärft haben, nicht aber von der Tatsache her, dass er die Probleme der friedlichen Nutzung von Kernenergie völlig unterschätzt hat.
Zu diesen Fragen - nicht zuletzt zu Schlinks Aufsatz - gäbe es noch viel zu sagen. Vielleicht hole ich das noch nach. Schon jetzt darf ich Schlinks Aufsatz und noch mehr seinen Roman "Der Vorleser" sehr zur Lektüre empfehlen.
Bernhard Schlink hat in "Der Vorleser" eine Studie darüber geschrieben, wie die Scham davor, öffentlich zugeben zu müssen, gesellschaftlichen Standards nicht zu genügen, größer sein kann als die Scham, als Mörder zu gelten, und dass jemand bereit sein könnte, als Mörder verurteilt zu werden, nur um nicht als Analphabet erkannt zu werden.
Götz Aly verdanke ich den Hinweis, dass Hans-Dietrich Genscher, Hermann Lübbe und Peter Boenisch, Niklas Luhmann, Dieter Wellershoff, Martin Broszat, Horst Ehmke, Erich Loest und Siegfried Lenz offenbar in jungen Jahren in die NSDAP eingetreten sind.
Dass Günter Grass überzeugtes Mitglied des Jungvolks war, war schon allgemein bekannt, bevor er öffentlich darauf hinwies, dass er auch Mitglied der Waffen-SS war.
Dass die Aktenlage Jürgen Habermas, Walter Jens, Martin Walser, Erhard Eppler und Iring Fetscher als ehemalige NSDAP-Mitglieder ausweist, wusste ich schon länger. Teils haben sie bestritten, je davon gewusst zu haben. Dass sie sich schämen, NSDAP-Mitglied gewesen zu sein, darf man annehmen. Was Scham anrichten kann, haben Milgram und Schlink aufgezeigt.
Hilmar Hoffmann, der neuste "Fall", der bekannt geworden ist, hat sich offen dazu bekannt, dass ihm die Stimme Goebbels' "wie Seife rein" ging und dass er sich im Zusammenhang mit seinem Abitur entschlossen habe, die Mitgliedschaft in der NSDAP zu beantragen.
Götz Aly verdanke ich auch den Hinweis auf eine Äußerung Bernhard Schlinks, man müsse für eine differenzierte Beurteilung einer Person sie "auf dem Horizont ihrer Zeit" betrachten. In seinem Aufsatz "Die Kultur des Denunziatorischen" im Merkur führt Schlink dazu im Blick auf Personen aus den neuen Bundesländern weiter aus:
Es geht um Biographien, die eine differenzierte und nuancierte Betrachtung und eine moralische Bewertung im Horizont ihrer Zeit verdienen. Stattdessen wird der Blick darauf verengt, ob einer als Soldat an der Grenze eingesetzt war oder als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit geführt wurde oder als Wissenschaftler ein »ideologisch kontaminiertes« Fach vertreten hat.
Im politischen Parteienstreit wurde Willy Brandt vorgeworfen, dass er unter Lebensgefahr aus Nazideutschland geflohen ist und dass er auf der Seite von Nazigegnern stand. Im Parteienstreit war auch der Hinweis auf eine uneheliche Geburt oder darauf, dass jemand homosexuell sei, eine gefährliche Waffe.
Auf dem Horizont unserer Zeit taugen solche Hinweise nur noch, um an nicht öffentlich zugegebene Vorurteile zu appellieren.
Das Urteil über eine Person und ihre Leistung für unsere Gesellschaft sollte sich an dem "Horizont ihrer Zeit" orientieren.
So wird man Carl Friedrich von Weizsäcker nach seinen Beiträgen zu beurteilen, die das Urteil über Atomwaffen geschärft und das deutsche Verhältnis zu Polen entschärft haben, nicht aber von der Tatsache her, dass er die Probleme der friedlichen Nutzung von Kernenergie völlig unterschätzt hat.
Zu diesen Fragen - nicht zuletzt zu Schlinks Aufsatz - gäbe es noch viel zu sagen. Vielleicht hole ich das noch nach. Schon jetzt darf ich Schlinks Aufsatz und noch mehr seinen Roman "Der Vorleser" sehr zur Lektüre empfehlen.
9.6.11
OpenCourse 2011 - Zwischenberichte
* Hosis Bericht (Seniorenlernen online)
* Joachim Wedekind
* Herr Larbig
* Bringt das bitte nicht euern Kindern bei!
Mein eigener Bericht wird noch folgen. Ich versuche gegenwärtig, Senioren und Schüler, die sich gelegentlich als Gruppe treffen (nicht meine Initiative! Ich bin nur freundlicherweise auch dazu eingeladen worden, dankeschön!), auch online zu vernetzen.
Sieh auch:
Sozialisation und Medienkompetenz
opco11-Zeitung
* Joachim Wedekind
* Herr Larbig
* Bringt das bitte nicht euern Kindern bei!
Mein eigener Bericht wird noch folgen. Ich versuche gegenwärtig, Senioren und Schüler, die sich gelegentlich als Gruppe treffen (nicht meine Initiative! Ich bin nur freundlicherweise auch dazu eingeladen worden, dankeschön!), auch online zu vernetzen.
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Sozialisation und Medienkompetenz
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