19.10.12

Weiteres zu historischem Lernen in Blogs

Stefan Hessbrüggens Aufsatz Tatsachen im semantischen Web: Nanopublikationen in den digitalen Geisteswissenschaften? ist ebenso wie die im vorigen Blogpost genannten Aufsätze für ein Open Peer Review freigegeben.
Hessbrüggen geht dort davon aus, dass es einen "Fundus unbestrittener und wohl auch unbestreitbarer Tatsachen" gibt, mit denen sich geisteswissenschaftliche Forschung befasst, und beschäftigt sich mit der Methode, wie diese Tatsachen maschinenlesbar gemacht werden können.
Da seine Überlegungen weit komplizierter sind als etwa die zur computergeeigneten Katalogisierung von Publikationen, kann ich wenig zur Besprechung der Arbeit beitragen und möchte daher interessierte und kompetente Leser auf den Aufsatz aufmerksam machen.

Meine eigene Beurteilung bleibt sehr allgemein.

Faszinierend an dem Aufsatz finde ich die Vorstellung, dass genauso wie jetzt Wortsuche in digitalen Dokumenten durch Computer möglich geworden ist, auch 'geisteswissenschaftliche Tatsachen' durch Computer gesucht und in ihren Beziehungen zu anderen 'geisteswissenschaftlichen Tatsachen' beschrieben werden könnten.
Zwei Überlegungen machen mich allerdings skeptisch, ob in absehbarer Zeit die Aufbereitung geisteswissenschaftlicher Texte zu computerlesbaren 'Tatsachen'  den Aufwand lohnt.
1. die Besonderheit der Aussage „Hamlet ist Prinz von Dänemark“. Denn nicht nur Shakespeares, Georg Brittings und Döblins Hamlet unterscheiden sich sehr, von all den mir weniger vertrauten fiktiven Hamlets zu schweigen, sondern auch ihr „Prinz-von-Hamlet-sein“.
2. Der in der Politikwissenschaft in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unternommene Versuch, Ereignisse zu quantifizieren und so mathematischer Kalkulation zugänglich zu machen, ist meiner Kenntnis nach nicht sehr erfolgreich gewesen.

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