25.2.11

Ehrlichkeit in der Wissenschaft

Seit es Wissenschaften gab, gab es vermutlich Wissenschaftsschulen, d.h. Wissenschaftler, die Schüler eines Lehrers waren und Gruppen, die die gleiche wissenschaftliche Orientierung hatten. In solchen Schulen wurden Hypothesen wohlwollender geprüft, wenn sie aus der eigenen Schule stammten, und kritischer, wenn sie von Außenstehenden kamen. Das widerspricht  dem wissenschaftlicher Objektivität, ist aber menschlich.
Problematischer wird es, wenn wissenschaftliche Ergebnisse nicht durch Schulen bedingte Parteilichkeit, sondern durch bewussten Betrug zustande kommen.
Das Bloggewitter "Ehrlichkeit in der Wissenschaft" versucht, darauf aufmerksam zu machen.

21.2.11

Interessantes über das Lernen von Sprachen

Der Aquarmas Verlag bietet einen Lesekreis und einen Lesestift an und schreibt dazu:
Der sprechende "Sprachlehrer" begleitet den Kindern zu Hause und unterwegs.
Wir achten sehr darauf, dass die modernen Mediengeräten altersgemäß beim Erlernen von Fremdsprachen eingesetzt werden sollen.
Wir appellieren die Medienkompetenz!
Sie wollen mit Ihren Kindern die Fremdsprachen lernen: mit Spaß und Effizienz ohne vor dem Computer zu hocken.
Man benutzt den Digitalstift wie eine PC-Maus und klickt im Buch an die entsprechenden Stellen an.

Es ist sehr reizvoll, so Chinesisch zu lernen. Bloß - wird man so Chinesisch lernen?

18.2.11

Über den Nutzen von Gruppenarbeit

Nicht nur die friedlichen Revolutionäre aus Tunesien, Serbien und Ägypten haben zusammengearbeitet, auch die Leser von zu Guttenbergs Dissertation arbeiten zusammen, um die Plagiate zu sammeln (in dem Wiki Guttenplag).

13.2.11

Wie unwichtig ist der Lehrer?

Roland Barthes' Dictum über den literarischen Autor folgend, stellen manche Lehrer fest, zum Glück sei der Lehrer gar nicht mehr so wichtig: Es gibt ja das Internet, Web 2.0 und die Realität. Schüler haben das schon immer vertreten und Eltern sind ihnen darin mit einiger Verzögerung gefolgt.
Für Schüler wie Brecht galt schon immer "Ich hatte schlechte Lehrer, das war eine gute Schule."

Aber darf man daraus den Schluss ziehen "We are free to teach in an environment without fear that someone might 'miss something'", wie Mr. Cornally es tut?
Ich fürchte nein.
Natürlich hat in den Zeiten des Internet jeder Schüler mit unbeschränktem Zugang zum Internet immer die Chance, einen besseren "Lehrer" als den in seinem Klassenzimmer zu finden. Nur, wird er sie nutzen können?
Die Chance ist sehr gering. Ich wünsche allen Eltern wie Herrn Dudek viel Erfolg. Doch die meisten unserer Schüler brauchen unser Vorbild, und sei es, dass wir sie auf Realität und Internet hinweisen.

Golo Mann hat seinen sehr persönlichen Weg zur Geschichtsschreibung gefunden. Weit weg von dem Vorbild seines Vaters und von seinen akademischen Vorbildern und Kollegen. Doch er war überzeugt, dass er nicht zurecht gekommen wäre, hätten nicht Kurt Hahn und Karl Jaspers geglaubt, sie hätten ihm etwas zu vermitteln, das er unbedingt brauche.

Um nun endlich Roland Barthes sein Recht zu lassen:
Literature is that neuter, that composite, that oblique into which every subject escapes, the trap where all identity is lost, beginning with the very identity of the body that writes.
(ubu: Three Essays)
Er mag sich als suject impur gesehen haben wie in anderer Weise auch Goethe, der Verantwortung für seine Texte entgeht er nicht.

11.2.11

Kurz aufgegriffen: Aufmerksamkeit durch Ablenkung; durch Willen zum Erfolg; Schulverweigerer; Schlagstöcke; Täter-Opfer-Ausgleich; Tigerwitwen

Wir wissen, dass ständige Ablenkungen von einer Arbeit, wie sie im Beruf häufig durch Telefonanrufe und E-Mails entstehen, Aufmerksamkeit empfindlich stören. Ebenso wissen wir, dass wir bei umfangreichen Aufgaben - wie Lernen für ein Examen - Pausen einlegen müssen.
Jetzt weist eine Studie darauf hin, dass das auch bei kürzeren Tätigkeiten gilt. Freilich, wenn es nur für extrem langweilige Tätigkeiten und erst ab 50 Minuten gelten sollte, dann war uns das schon vorher bekannt.
Nicht immer so viel, was fürs Leben nichts bringt, lesen, besser ein Buch, wie man erfolgreich wird, meint ein Schüler und trägt es dem Lehrer an. Was passiert, als der Lehrer es liest? Nachzulesen mit Kommentaren im Lehrerzimmer.
Hessens bekannteste Schulverweigerer vor Gericht. Die ältesten Söhne der Familie Dudek glänzen mit Bestnoten. Sollte der Staat auf Schulpflicht verzichten?
Stahlschlagstöcke statt Gummiknüppel für Polizisten. Sie sollen abschreckend wirken. Vermutlich eher für Demonstanten als für Kriminelle? Wie sehen Sie es?
Christoph und Nase, die Katze, werden erwachsen. - Ein Täter-Opfer-Ausgleich?
Ein Tag aus Christophs Leben, bevor er der Katze Milch anbot, und ein paar Tage davor.
Wofür Frauen bestraft werden (Die Frauen von Waldarbeitern, die von Tigern getötet wurden, werden in Bangladesch geächtet, weil sie angeblich Unglück bringen.)

4.2.11

Heldenreisen bei Karl May, Cornelia Funke, Vergil, Dante, Dietrichsage, Siegfried ...

Herrn Rau verdanke ich den Hinweis auf Wolfgang Herrndorf, Tschick  und die Heldenreise.

Der amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell hat die folgenden Stationen einer idealtypischen mythischen Heldenreise zusammengestellt. Ich will einmal erproben, welche Stationen ich bei ein paar mir bekannten Texten verifizieren kann. Besonders reizt mich dabei Karl May und der Vergleich mit anderen Texten.
a)  Karl May b) Cornelia Funke c)Vergil: Aeneis d) Dante: Göttliche Komödie e) Dietrichsage f) Siegfriedsage

1. Ruf: Erfahrung eines Mangels oder plötzliches Erscheinen einer Aufgabe
b) Auftauchen Staubfingers
c) Untergang Trojas
f) allein ausgesetzt


2.Weigerung: Der Held zögert, dem Ruf zu folgen, beispielsweise, weil es gilt, Sicherheiten aufzugeben.
a) Karl May kennt das nicht.
b) Mo will nicht in das Buch
c) Aeneas will lieber im Kampf sterben
f) kennt Siegfried nicht

3.Aufbruch: Er überwindet sein Zögern und macht sich auf die Reise.
a) May kennt kein Zögern, meist erleben wir ihn erst nach dem Aufbruch.
b) Spannend vor allem in Tintenblut, wo das Mädchen durch sein Vorausgehen die anderen nachzieht.
c) Venus überredet Aeneas unter Hinweis auf die Aufgabe, ein Reich zu gründen und seine Fürsorgepflicht für seinen Vater Anchises.

4.Auftreten von Problemen, die als Prüfungen interpretiert werden können
a) ca. alle 10 Seiten 
b) die Grausamkeiten der Bösen gegenüber der Bevölkerung und ihre Angriffe auf die Helden
c) neue Länder mit fremden Menschen/Wesen
f) Arbeit in Schmiede

5.Übernatürliche Hilfe: Der Held trifft unerwartet auf einen oder mehrere Mentoren.
a) Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker (das noch sehr normale "Kleeblatt von Westmännern), Winnetou (mit schon eher mythischen Fähigkeiten)
b) Staubfinger
c) Venus, Neptun, Sybille
d) Vergil
f) das Drachenblut

6.Die erste Schwelle: Schwere Prüfungen, Kampf mit dem Drachen etc., der sich als Kampf gegen die eigenen inneren Widerstände und Illusionen erweisen kann.
a) Old Shatterhands große Probe: Kampf mit Intschu-tschuna, um Leben und Tod geht es aber fast immer
b) die jeweils Bösen
e) Kampf gegen Grimm und Hilde
f) Drachenkampf

7. Fortschreitende Probleme und Prüfungen, übernatürliche Hilfe.
a) Helfer sind auch: Henrystutzen

8. Initiation und Transformation des Helden: Empfang oder Raub eines Elixiers oder Schatzes, der die Welt des Alltags, aus der der Held aufgebrochen ist, retten könnte. Dieser Schatz kann in einer inneren Erfahrung bestehen, die durch einen äußerlichen Gegenstand symbolisiert wird.
a) Blutsbrüderschaft mit Winnetou
f) Nibelungenhort

9. Verweigerung der Rückkehr: Der Held zögert in die Welt des Alltags zurückzukehren.
a) nie, er wird nur durch neue Abenteuer daran gehindert
f) Siegfried will ein Normalleben, Heirat mit Kriemhild, wird aber durch ihre Schuld (Kampf der Könginnen) herausgerissen

10. Verlassen der Unterwelt: Der Held wird durch innere Beweggründe oder äußeren Zwang zur Rückkehr bewegt, die sich in einem magischen Flug oder durch Flucht vor negativen Kräften vollzieht.

11. Rückkehr: Der Held überschreitet die Schwelle zur Alltagswelt, aus der er ursprünglich aufgebrochen war. Er trifft auf Unglauben oder Unverständnis, und muss das auf der Heldenreise Gefundene oder Errungene in das Alltagsleben integrieren. (Im Märchen: Das Gold, das plötzlich zur Asche wird)
a) Karl Mays Entlarvung als früherer Hochstapler und Sträfling; Gegenmittel: Kostümfotos, Orientreise und Schaffung seriöser Literatur. Hier wird deutlich, dass Mays Leben selbst den Gesetzen des Mythos folgt.

12. Herr der zwei Welten: Der Heros vereint Alltagsleben mit seinem neugefundenen Wissen, und lässt somit die Gesellschaft an seiner Entdeckung teilhaben.
a) Das ist die Ausgangssituation Karl Mays.
d) Dantes Ausgangssituation

Die Punkte werden nach und nach auch für die noch ausstehenden Werke ausgefüllt, ich bin aber für Hilfen dankbar. (Die kann man in Kommentare schreiben, genaus natürlich wie Proteste gegen falsche Zuordnungen.)
Vielleicht reizt es aber auch, es an eigenen Lektüren auszuprobieren.
Reizvoll wäre für mich auch Parzival.

3.2.11

Digitaler Selbstmord oder digitaler Scheintod?

"Frauke Lüpke-Narberhaus will es wissen: Sie hat ihr digitales Leben beendet." So berichtete Spiegel online am 3.2.2008.
Sie erläuterte ausführlicher:
Drei Jahre habe ich mich in den Netzen von StudiVZ, Facebook und Xing verstrickt. Ich gehörte zwar nicht zu jenen Nackedeis, die sich online komplett entblößen und ihre Privatsphäre ins Internet stellen. Und trotzdem: Ich habe gratuliert, geschrieben, gegruschelt, genetzwerkt, gemustert, gelästert, gelacht. Das ist ab heute vorbei. Ich steige aus.

Heute - nach drei Jahren - berichtet sie wieder in Spiegel online:
Mein digitaler Selbstmord ist gescheitert. Drei Jahre lang versank ich regelmäßig bei Facebook, StudiVZ und Xing, bis ich im Februar 2008 genug hatte und dieses digitale Leben beendete. Andere würden sagen, ich habe mir maximal den digitalen kleinen Finger abgeschnitten, denn E-Mails schrieb ich genauso wie zuvor, und auch auf Online-Banking verzichtete ich nicht.[...] Ohne Facebook mailte und simste ich mit meinen Freunden, statt Nachrichten zu schreiben.

Als sie dann zu Facebook zurückkehrt musste sie feststellen: "Facebook ließ mich damals nicht sterben [...] Ich wollte ein neues Leben beginnen, aber mein altes war noch da. Für einen Neubeginn bei Facebook brauchte ich eine neue E-Mail-Adresse."

Der "Selbstmord" gelang also erst bei der Rückkehr. Bis dahin war sie nur scheintot, so wie ich es auch bin, der ich ein paar Wochen bei Facebook war und mich vor einigen Monaten abgemeldet habe.
Ihr neues Leben hat sie damit begonnen, Facebook anders zu nutzen: "Ich nutze es kaum noch, um mich abzulenken, sondern fast nur noch, um mich bewusst zu informieren, zu kommunizieren und zu recherchieren."

Ob sie uns wohl auch davon berichten wird, wenn ihre Nutzung sich wieder hochschaukelt und sie gar wie nach einer Abmagerungskur einen Jo-Jo-Effekt erlebt?
Lästern sollte ich keineswegs. Mein einziger Scheintod war beim Karl-May-Wiki. Sonst versuche ich meine Wikis und Blogs halbwegs regelmäßig zu bedienen, auch wenn's bei dem einen leichter fällt als bei dem anderen ...