31.10.11

Schnüffelsoftware für Schulcomputer mit Ansage

Ab kommendem Frühjahr sollen Schulcomputer auf unberechtigt aufgespielte Programme untersucht werden können, berichtet Netzpolitik.org.
Ob das dazu führt, dass die Verlage größere Einnahmen bekommen, oder ob neue Verbreitungswege gesucht werden?
Zur Diskussion vgl. u.a. hier, dort dort, dort und dort.

Von all den lesenswerten Kommentaren möchte ich vor allem Herrn Larbig hervorheben. Er formuliert:
"Ich vertraue darauf, dass Sie als Schulbuchverlage gerne auf das Image verzichten, in einer Reihe mit den aktuellen Diskussionen um Staatstrojaner genannt zu werden. Der Begriff „Schultrojaner“ macht zumindest schon die Runde.

Ich vertraue darauf, dass Sie als Schulbuchverlage nicht einmal in die Nähe der Spekulation gerückt werden wollen, von Ihnen beauftragte Softwareentwicklungen könnten unsicher sein und zum Datenschutzproblem werden.

Ich vertraue darauf, dass Sie den Aufschrei im Netz an diesem 31. Oktober 2011 gehört haben und uns zu erkennen geben, dass Sie Lehrern und Schulen grundsätzlich vertrauen und ausschließlich in begründeten Verdachtsfällen rechtsstaatliche Mittel einsetzen werden, um bestehendes Urheberrecht durchzusetzen."
Ich hoffe, sein Vertrauen wird nicht enttäuscht.

Nachtrag 6.11.11:
Laut Netzpolitik hält die Bundesjustizministerin die Schnüffelsoftware aus Datenschutzgründen für untragbar. Die Sache müsse zurückgedreht werden.

Zur wachsenden Bedeutung der Internetpolitik

Robert Basic schreibt:
"Was wir heute sehen, dass Netzpolitik der Bürger immer wichtiger wird und die Politlandschaft durchdringt, wird morgen auf einer Augenhöhe mit militärischen, energiepoitischen, gesundheitlichen und sozialen Themen behandelt."

Man merkt das an der Aufmerksamkeit, die die Piratenpartei erhält, man merkt das an der Zunahme von Bespitzelung im Netz, privat und staatlich. An der Zunahme der Manipulationsmöglichkeiten des Einzelenen. (Nachrichtenfilterung durch Suchmaschinen"optimierung")

Wird das Netz wirklich früh genug die öffentliche Aufmerksamkeit finden, die es braucht, wenn es gegen Zusammenbruch geschützt und wir vor Ausspähung und Manipulation gesichert sein sollen?

22.10.11

Social Learning Blogparade 5 - ein anderes Beispiel für Social Learning

Am 16.10.2011 berichtet Maik Riecken von einer Erfahrung aus dem Unterricht mit Kants Text "Was ist Aufklärung?"
Am 21.10. greift Fontanefan (ich) diese Anregung auf, geht aber nur kurz auf das didaktische Problem der Textkürzung ein und verwendet dann Kants Unterscheidung von privatem (dienstlichem) und andererseits öffentlichem Gebrauch der Vernunft als Argument im Zusammenhang mit der Klarnamendiskussion in google+.

Ohne den Hinweis von Maik Riecken hätte ich bei den Streit an Kants grundlegenden Text nicht gedacht.

Nun, dieser Beitrag zur Blogparade solea11 war etwas kürzer als der vorige und soll von mir aus mein letzter in dieser Reihe sein.

Hier der Ort, wo die anderen Beiträge zur Blogparade gefunden werden können.

Während wir hier als ein paar wenige Blogger uns klar zu werden versuchen, was für uns Social Learning bedeutet, hat Google ein ganzes Institut zur Erforschung des Zusammenhangs von Gesellschaft und Internet gegründet. Dass das nicht ohne eigene Ziele geschehen ist, darf man annehmen. Aber wir arbeiten ja auch aufgrund unserer eigenen Ziele.

Social Learning Blogparade 4 - Subjektive Antworten auf Nathanaels Fragen

Dieser Beitrag zur Blogparade bezieht sich nicht auf die anfangs gestellten Fragen, sondern auf die Fragen vom Blog Nathanael Daillard, die erst im Laufe dieser Blogparade aufgekommen sind:
Frage: "Meint Social Learning etwa, dass ich mir einen Artikel auf einem Blog lese und daraus etwas lerne?" 
Meine Antwort: Nein
"Oder ich einen Schluss aus einem bestimmten Tweet bei Twitter ziehe?" 
Nein
"Oder meint Social Learning nicht einmal das Internet sondern einfach das Lernen in Gruppen?"
Nein
"Oder ist es die Interaktion und Kommunikation mit anderen Menschen, unabhängig ob online oder offline, woraus ich dann meine Schlüsse ziehe und somit etwas lerne?"


Es ist nur die online-Kommunikation, aber von dieser eben nicht nur das Schlüsse ziehen, sondern vor allem das Mitdenken und Weiterdenken des Gehörten/Gelesenen  mit der Rückkopplung auf den, der die erste Aussage gemacht hat, und all die, die auf sie reagiert und sie weitergedacht haben.  Das heißt, dass Social Learning die Ausweitung der offline-Denkpartnerschaften ins Netz und daher ihre potentielle Vervielfachung darstellt.
Während wir bei der Buchlektüre den Gedanken des Autors sehr intensiv nachgehen können, als Normalleser aber keine Rückmeldung des Autors erhalten, ob wir ihn richtig verstanden haben, können wir beim Social Learning die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Gedankenaustausch (Formulierung in Anlehnung an Kleist) beobachten, nicht selten sogar auch als nur stille Beobachter einer Blog-, Twitter-, Facebook- oder Google+-Diskussion. 


Ein Beispiel, was für eine zeit- und gesprächskontextversetzte Kommunikation das Internet möglich macht, liefert ein Twittergespräch über Wissenschaft, das zunächst ein Zwiegespräch über die Äußerung eines Dritten ist, der daran nicht beteiligt ist, dann aber sich interessanter Weise ausweitet (zum vollständigen Wortlaut hier): 
Das Gespräch vom 11.8.2009 ging von einer Äußerung aus, die Jean-Pol Martin, in der Community Bildungswissenschaftler 2.0 auf der Plattform mixxt.de getan hatte (vgl. erster Link im Gespräch).


Filterraum#wissenschaftler "...teilweise erscheint ihnen die Realität lästig und störend" http://bit.ly/a0cUJ
Fischblog@Filterraum Kann man da antworten? Bei den Papers, die ich so lese, steht jedenfalls vorne immer dabei, was neu und relevant ist #abstract
Filterraum@Fischblog ich kann da nicht intern antworten da kein wissenschaftler, du ja weil wissenschaftler. einfach anmelden =)
An dieser Stelle hat der am Gespräch bisher unbeteiligte berndweiss mitgelesen und schaltet sich ein:
berndweiss@Fischblog Hat mich auch schon gestört, aber @jeanpol schränkt es ja etwas ein: "Natürlich wird es meist getan, aber der...".
Filterraum und Fischblog lassen sich aber in ihrem Zwiegespräch nicht stören, auch als berndweiss sich ein zweites Mal einschaltet und dabei zoonpolitikon ins Gespräch zieht:
Fischblog@Filterraum Von der Wissenschaft die ich kenne ist das nicht einmal ein Zerrbild.[2] [...]
Fischblog@Filterraum Inwiefern? Methodisch driften Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften doch immer stärker auseinander.
berndweiss@Fischblog Nö, zumindest für Teile der Sozialwissenschaften gilt, dass sie sich immer stärker auf die Naturwissenschaften zubewegen.
zoonpolitikon@berndweiss @fischblog Woraus schliesst ihr das? Ich sehe keine eindeutigen Trends (zumindest in den Sozialwissenschaften).
zoonpolitikon@berndweiss Ev. in den Politikwissenschaften historisch etwas anders (Bauchgefühl). Höhepunkt des Quantitativen war in den 50er und in US.
zoonpolitikon@berndweiss Rational Choice schon lange dominant. Statistik und RAT meines Erachtens seit Jahrzehnten stabil. I guess that is where I sit.
zoonpolitikon@berndweiss Vielleicht einmal einen Blogeintrag wert, wie das in den Internationalen Beziehungen aussieht. Danke für die Idee.
Filterraum@Fischblog in dem sinne "dass die Menschen verstandesmäßig nicht mehr folgen können" http://bit.ly/c7VVD #singularität
Aus dem sich dabei ergebenden Gespräch von berndweiss und zoonpolitikon erhält letzterer eine Anregung, für die er sich beim ersten bedankt.
Rekapitulation: Jean-Pol Martins Äußerung hat Fischblog verärgert, der sich darüber mit Filterraum unterhält, was berndweiss dazu veranlasst ein Gespräch zu suchen, das nicht angenommen, aber von zoonpolitikon wahrgenommen wird und diesen anregt. Der Anstoß für die Anregung zoonpolitikons ging also von Jean-Pol aus, der von alledem nichts gewusst hat. Das nenne ich Social Learning.
Am Schluss des Gesprächs schaltet sich jeanpol ein, macht erst dadurch Fischblog auf berndweiss aufmerksam, und es kommt zu einem Dreiergespräch, das vermutlich auch von Filterraum mit verfolgt wird. Aber das weiß man nicht.

Ein am Gespräch unbeteiligter Beobachter (Fontane44) dokumentierte es und schrieb dazu auf der Diskussionsseite des Wikiartikels:

Benutzer:Jeanpol hatte etwas über Wissenschaft geschrieben und einige Twitterkommentare dazu aufgegriffen. (Über Wissenschaftler). Benutzer:Cspannagel fragte dort nach, ob Jeanpol nicht weitere Gesprächsbeiträge nachtragen könne. Dieser tat das. Mir fiel auf, dass das Gespräch noch etwas weitere Kreise gezogen hatte, und dokumentierte hier das von mir beobachtete Gespräch. Darauf teilte mir der Twitterer berndweiss mit, dass ich die Beiträge von zoonpolitikon übersehen hatte, weil ich ihm nicht folge. Auf diesen Hinweis hin habe ich diese Beiträge nachgetragen.
Aus der Art der Gesprächsführung lässt sich darauf schließen, dass (so wie ich) nicht alle Gesprächsteilnehmer das Gesamtgespräch mitverfolgt haben. Das lässt Rückschlüsse auf Twitterkommunikation allgemein zu.[1][2].

Aus den Anmerkungen lässt sich schließen, dass Fontane44 dazu veranlasst wurde, eine Dissertation von Duncan Watts zu rezipieren. Alles Folge der ersten Ausgangsäußerung von Jean-Pol Martin, die ihn ohne Fischblogs Verärgerung vielleicht zu gar nichts angeregt hätte. Nochmals, das ist in meinen Augen Social Learning. (Und ohne die Bloparade hätte ich dies bestimmt nicht geschrieben!)

Hier der Ort, wo die anderen Beiträge zur Blogparade gefunden werden können.

Dürfen Beamte im Internet ihre Vernunft im Sinne der Aufklärung gebrauchen?

Maik Riecken ist bei der Beschäftigung mit Kants Schrift „Was ist Aufklärung?“ darauf gestoßen, dass dieser Text in heutigen Schulbüchern meist um bemerkenswerte Passagen gekürzt und darum seiner zeitgenössischen Bedeutung weitgehend beraubt zu einem Text einer sehr abstrahierten Aufklärung umgedeutet wird.

In seinem Blogbeitrag DidaktischeReduktion berichtet er von seinen Überlegungen und fügt hinzu:
Meine SuS sollten sich in einer Hausaufgabe ein Urteil darüber bilden, ob die durch das Deutschbuch vorgenommene Kürzung dem Text inhaltlich gerecht wird: Sie sind selbstständig zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Schön. Also waren sie durch Länge des didaktisch unreduzierten Textes inhaltlich nicht überfordert.“

Darauf nun meine Reaktion:
Durch die Aufgabe des Textvergleichs ist viel Struktur vorgegeben, die Aufmerksamkeit wird auf Kants - uns heute nach der Diskussion des Befehlsnotstandes - eher auffällige Unterscheidung zwischen privatem und öffentlichem Gebrauch der Vernunft gelenkt und daher im Sinne des Lehrers bewältigt.
Wäre aber im Sinne der Schulung der Kritikfähigkeit nicht eine ganz andere Aufgabenstellung nötig?

Dazu meine Begründung:
Die Unterscheidung öffentlicher und privater (dienstlicher) Gebrauch der Vernunft gilt ganz gewiss beim Militär - mit Ausnahme der Gewissensentscheidung – auch heute, aber auch für Beamte und öffentliche Angestellte ist er fast durchweg Selbstverständlichkeit: Es gibt genau angegebene Kriterien dafür, wann ein Schüler zu versetzen ist, bei wie viel Prozent Leistung wie viele Punkte zu vergeben sind, ab wie viel Fehlstunden eine Lehrveranstaltung als nicht zureichend besucht und deshalb ungültig zu bewerten ist usw.
Sie sind mitnichten in allen Bundesländern gleich, teils wird mehr Ermessensspielraum zugestanden, teils weniger.
Für mich war es ein Augenöffner, im Kontext der Europäischen Schule zu sehen, wie strikt sich deutsche Lehrer an solche Regeln hielten, auch wenn es ihnen fast das Herz brach, während Lehrer anderer Nationen weit eher bereit waren, pragmatische, im Konsens der Lehrerkonferenz getroffene Entscheidungen zu tragen. (Dabei mag eine Rolle spielen, dass dort dem Schulleiter nicht selten eine freiere Stellung gegenüber der Schulverwaltung eingeräumt wird als bei uns.)

Meine Anregung für die Diskussion der Kantschen Frage wäre:
Sollte man nicht im Sinne dieser Kantschen Unterscheidung, allen, die noch von Lehrern und Vorgesetzten abhängig sind, bei Diskussionen im Netz Anonymität zugestehen, damit sie öffentlich wirklich freien Gebrauch ihrer Vernunft machen können?

Es ist die Frage, die im Zusammenhang mit Googles Forderung nach Klarnamenpflicht für Google+ (freilich in etwas anderer Zuspitzung) diskutiert worden ist.  

Social Learning Blogparade 3

Wie wird sich Social Learning in den nächsten Jahren entwickeln?

Unabhängig von dem, was Befürworter und Kritiker von Web 2.0 sagen. So lange das Internet besteht, wird es immer die Möglichkeit des gegenseitigen Austauschs behalten und damit die der zeitversetzten Zusammenarbeit, die mit der Schrift in die Welt gekommen ist.
Wie sich die technischen Möglichkeiten entwickeln werden, ist nicht vorauszusehen.
So viel scheint mir sicher: soziale Netzwerke werden bestimmend dafür bleiben, wie sich das Netz organisiert. Ob diese irgendwann im Sinne des Großen Bruders perfekte Überwachungsmaschinen werden, weiß ich nicht. Vermutlich wird es damit laufen wie heute mit Diktatur und Demokratie. Beides wird nebeneinander her bestehen und mehr oder minder freiheitlich sein und die Menschenrechte mehr oder minder respektieren.
Darüber, wie sich Soziales Lernen technisch und lernorganisatorisch entwickeln werden, auch nur mittelfristige Aussagen zu machen, ist es meiner Meinung nach zu früh. Geben wird es neben den sozialen Netzwerken Blogs für die, die Umfänglicheres zu sagen haben, und Wikis für die Zusammenarbeit an größeren Aufgaben (wobei Blogs und Wikis ihrerseits auch Netzwerke begründen, aber nicht so deutlich drauf konzentriert sind).

Deshalb möchte ich von beiden zwei Beispiele nennen, die mir vorbildlich für ihre Aufgabe geeignet scheinen: Zunächst die Romantische Schule , die ich schon einmal genannt habe, die ich diesmal aber von ihren Anfängen her zeigen will, weil ihr Aufbau so weit besser durchschaut werden kann. Ein Blog ist hervorragend für Einzelprojekte geeignet und ermöglicht am besten den thematisch konzentrierten und archivierten Austausch.
Als Zweites das ZUM-Wiki mit der ZUM-Family. Es beherbergt - ähnlich wie die Wikipediagruppe - ganz unterschiedliche Wikis für die verschiedensten Aufgaben: einmal das Lehrerwiki ZUM-Wiki, das theoretisch so weltweit verbreitet sein könnte wie die Wikipedia, dann Schulwikis, ich verweise als Beispiel auf das RMG-Wiki, von denen es theoretisch Tausende geben könnte. Früher oder später wird jede Lernorganisation mindestens ein Wiki haben, um das sich verschiedene weitere Wikis gruppieren.
Schließlich gibt es jetzt schon eine ganze Reihe weiterer Wikis mit Spezialaufgaben. Sofern sie um einen Lernmittelpunkt organisiert sind, erleichtern sie den gegenseitigen Austausch, die zentrale Funktion von Social Learning.

Hier nenne ich mal als Beispiele das DSD-Wiki für Deutsch als Fremdsprache, das Geometrie-Wiki für Studenten, die Geometrie betreiben, das Vielfalt-lernen-Wiki zu Möglichkeiten individueller Förderung.
Drei weitere spezialisierte Wikis findet man gegenwärtig auf der Hauptseite des ZUM-Wikis rechts unten.


Bleibt nur noch zu sagen, dass ich gespannt bin, an welchen Punkten ich zuerst widerlegt werde und wie rasch.
Hier der Ort, wo die anderen Beiträge zur Blogparade gefunden werden können.

20.10.11

Lehrersummit beim educamp Bremen 3. Teil

Herr Larbig hat nicht zu viel versprochen: Im dritten Teil des Gesprächs vom Bremer Educamp haben sich die Teilnehmer offenkundig warm gelaufen und es kommt zu einer Vielzahl von Konzepten, wie sich die neue Lernsituation für Schule durch die Einbeziehung von Internetkommunikation verändern könne.
Da wird einmal davon gesprochen, dass der Lehrer nicht immer voran zu laufen brauche (Bild des Klassenausflugs). Dann wird das Bild der Expedition gebraucht, der Expeditionsleiter nutzt die Stärken der einzelnen Mitglieder, um sich im unwegsamen unbekannten Gelände zu orientieren, vertraut darauf, dass sie die Gesamtgruppe voranbringen, wo er es nicht könnte, behält aber die Verantwortung für die Gesamtexpedition.
Dann wird das - vorher eher unglücklich verwendete - Bild vom Boot gebraucht, um zu betonen, dass die gegenwärtige Lehrergeneration, an Land sozialisiert, noch bewusst ins Boot gestiegen seien, während die Schüler sich auf dem Boot finden, ohne die Erfahrungen der Orientierung auf dem Lande mitzubringen (Vor- und Nachteil). Schließlich kommt das Bild der sich ausweitenden Grenzen des Lernraums auf, der sich durch seine Ausweitung ständig verändere.
Ich persönlich würde das Beispiel der Newtonschen Physik, die ausgeweitet wird zur Einsteinschen, vorziehen, weil damit die Metapher Raum kein zu physikalisches Gewicht bekommt. (Nicht zuletzt, weil die Messungen einer Geschwindigkeit über der Lichtgeschwindigkeit jetzt schon wieder die mögliche Vorläufigkeit des Einsteinschen Konzepts andeuten.)

Aber natürlich sind nicht die Bilder das, was diese Diskussion spannend macht, sondern dass nicht allgemein von den neuen Möglichkeiten von Web 2.0, sondern konkret davon gesprochen wird, wie sich Unterrichtswirklichkeit verändert und den Lehrer mit nicht erwarteten Ergebnissen seines Lehrerhandelns konfrontiert.

Social Learning Blogparade 2

Wie sieht meine ideale persönliche Lernumgebung aus? (bezogen auf Tools, Community, Art der Zusammenarbeit)
Zunächst ist schnell gesagt: Blog, Wikipedia, ZUM-Wiki, Twitter. Dass ich die Geschwister der Wikipedia und die Family dem ZUM-Wiki zurechne, sollte noch erwähnt werden. 
Damit sind auch die Communitys angesprochen, aber natürlich nicht die idealen. 
Gern würde ich darauf verzichten, in der Wikipedia abgekanzelt zu werden, in ZUM-Wiki auch beim 5. Verständigungsversuch abgeschmettert zu werden (kommt zum Glück extrem selten vor, genau genommen nur einmal). In der Wikipedia ist's man eher gewohnt und hält sich aus gefährlichen Gebieten wie Islamismus und Nationalsozialismus vorsichtshalber heraus, wenn man nicht ausgesprochen darauf spezialisiert ist oder eine beglückend dicke Haut hat.
Keine ergiebige Frage finde ich. Pflichtpensum.


Wie weit ist ein Mentalitätswandel hin zu kooperativem Lernen im Netz schon verwirklicht? 
(Im persönlichen Bereich, im Unternehmen, im Hochschulbereich)
Da man von mir keine empirischen Befunde erwarten kann, lasse ich hier meiner Subjektivität die Zügel schießen: Erstaunlich weit im Bereich der Wikipedia, ganz erstaunlich weit bei einzelnen Netzindividuen, die mir begegnen. Hier habe ich vielfach Dank zu sagen, und habe auch gelegentlich ein wenig abstatten können. 
Für die anderen Bereiche mögen andere sprechen. 


Wie sollte sich Social Learning in den nächsten Jahren entwickeln?


Ich wäre dankbar, wenn die Experimentierbereitschaft weiter so hoch bliebe wie bisher, sie dürfte gern auch zunehmen.
Aber die blauäugige Rede davon, dass Normaljugendliche nur aus dem Klassenzimmer hinausgeschickt und mit möglichst vielen Netzgeräten ausgestattet werden brauchten, um dann selbständig ihren Bildungsgang zu gestalten, wie sie etwa Professor Dueck verbreitet, hilft dem Social Learning nicht weiter. Natürlich wäre es schön, wenn mehr "professionelle Intelligenz" im Umlauf wäre. Seine Methode, im Lehrervortrag dafür zu werben, führt aber gewiss nicht dazu, dass sie plötzlich stark zunimmt.
Auch die Behauptung, es gäbe keine Probleme im Netz, lässt sie nicht verschwinden. So, wenn eine erfahrene Netzpädagogin argumentiert: "Mein Sohn hat im Internet bei einem Kriegsspiel Demokratie gelernt. Weil der Führer seiner Gruppe so autoritär war, hat er sich von ihm gelöst und seine Gruppe mit ganz demokratischen Regeln aufgebaut. Er war erst 14 und hat das nicht so wahrgenommen. ("Ich hab doch nur gespielt.") Aber er hat Demokratie gelernt."
Das ist gut für ihn. Aber was haben die gelernt, die bei dem autoritären Führer geblieben sind? Ballern und Gehorchen. - Dem gegenüber sind die viel gescholtenen Sekundärtugenden 'Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit' geradezu zentrale, hoch erstrebenswerte Lernziele. 


Es sollte mehr betreute Hinführung zur Arbeit mit dem Netz geben, das Geld dürfte nicht in immer neuere Versionen von  The Call of Duty und seinen Nachfolgern gesteckt werden, sondern in Unterrichtsprojekte, die eine Verbindung von offline- und online-Unterricht erproben und verbessern.

Meine eigene Netzbiographie ist ein deutliches Beispiel dafür, wie sehr ich Anleitung gebrauchen konnte und noch brauche und erhalte. 
Mittelmaß wie ich braucht Anleitung, so wie sie die Schüler auf diesem Blog erfahren haben und sie zum Glück von mehr und mehr Pädagogen, die Arbeit vor Ort mit Arbeit im virtuellen Klassenraum verbinden, geleistet wird. 


Kritik am Hype des Web2.0-Lernens ist nicht schon deshalb falsch, weil sie trocken akademisch daher kommt. 
Natürlich darf man sich seinen pädagogischen Optimismus durch Nörgler nicht nehmen lassen. Aber wer in der Öffentlichkeit ein Bild vom problemlosen Social Learning malt, tut seiner Sache nichts Gutes.



Hier der Ort, wo die anderen Beiträge zur Blogparade gefunden werden können.

19.10.11

Social Learning Blogparade 1

Ich greife die Anregung von Cornelie Picht und Julian Grandke auf, an einer Social Learning Blogparade teilzunehmen, und beginne mit den ersten beiden Fragen:

Was verstehe ich unter Social Learning? 
(Die 3 wichtigsten Kennzeichen)

Meine erste Reaktion, wenn ich diese Frage lese, ist, in der Wikipedia oder bei einem der Blogs, die über Social Learning schreiben, also bei "Experten" nachzusehen. Dabei weiß ich, dass in der Wikipedia meist keine Experten schreiben und die, die Experten sind, immer, was andere schreiben, wiedergeben sollen, nicht, was sie selbst wissen. Und auch, dass für diese Blogparade die Devise ausgegeben worden ist, es gäbe keine Experten für Social Learning.
Also schnell mein erstes Kennzeichen: Zusammenarbeit
Bei meinen ersten Schritten mit der Wikipedia hatte ich meinen Inhalt vollständig eingegeben, nur wusste ich nicht, wie ich ihn speichern sollte. Ich habe meinen Sohn angerufen, der hat mir gesagt, worauf ich klicken sollte und woran ich die Speicherung erkennen würde.
Dann wurde ich gefragt, ich arbeitete in der mittelalterlichen Geschichte, ob ich nicht auch ...
Als ich mit Wikipediamethoden (ein anderes Kapitel) dazu gebracht worden war, eine Nacht lang einen Artikel völlig umzubauen, fand sich bald jemand, der das begleitete. Alle weiteren größeren Änderungen haben wir nur in gegenseitigem Einvernehmen unternommen.
Nun ist, sich helfen lassen, und mit anderen zusammen zu arbeiten zwar Lernen im sozialen Kontext, aber nicht das, was der englische Fachausdruck mir an Assoziationen weckt.
Daher mein zweites Kennzeichen: Lernen im Internet
Zusammenarbeit bestimmt den größten Teil unseres Lebens, aber nur im Internet ist es möglich, ohne größeren Aufwand Arbeitspartner zu finden.
Als ich ein deutsches Wort vom Anfang des 19. Jahrhunderts, das damals noch keine Suchmaschine kannte, ins Wiktionary einfügte und nicht recht damit zurechtkam, flugs hals mir ein Zwölfjähriger auf die Sprünge.
Die Entzifferung eines Manuskripts aus dem frühen 19. Jahrhundert hatte ich lange betrieben, erst Bekannte von der Wikipedia machten es möglich, dass eine Edition bei Wikisource daraus wurde. Dabei haben sie mir so viel beigebracht, dass ich glaube, die Hauptarbeit daran selbst getan zu haben. In der Tat, was gelernt.
Als drittes Kennzeichen wähle ich: Lernen in lockerer Gemeinschaft 
Wenn ich von meiner Frau, meinen Kindern, meinem Freund, von meinen Arbeitskollegen etwas lerne, so tue ich das in einer dauerhaften Verbindung. Im Internet findet man sich zu einer Zusammenarbeit oder an einer Lernaufgabe und verlässt sich, wenn diese abgeschlossen ist. Es bleiben freilich mehr oder minder lockere Verbindungen (manche können sich sogar zu dauerhaften auswachsen), die man reaktivieren kann, wenn es um eine neue Aufgabe geht.

Welche Tools und Methoden haben mich begeistert? 
(Beim Lernen, in der Lehre, im Training)


Keine.


Begeistert hat mich von Anfang an, die Möglichkeit, anderen etwas anzubieten, was sie nutzen können oder auch nicht. Dass ich niemanden zu motivieren brauche, Material, das ich ins Internet einstelle, zu verwenden.
Wenn ich also doch ein Instrument nennen soll, so wäre es das Internet. Ich glaube aber nicht, dass man im Kontext des Social Learnings das Internet als Tool versteht.
Dann natürlich die Wikipedia. Auch kein Tool, sondern ein großartiges Gemeinschaftsunternehmen, an dem mich fasziniert hat, dass man mit sehr schwachen Kraften etwas sehr Großartiges, was über die Leistungsfähigkeit eines Genies hinausgeht, noch verbessern kann.
Dann habe ich einen Blog angefangen. Hat er mich begeistert? Natürlich erlaubte er mir sehr viel einfacher als meine Homepage, Inhalte ins Netz zu stellen. Aber das war für mich lange kein großer Unterschied.
Erst als ich durch cspannagel in den Hype um Lernen durch Lehren von Jean-Pol Martin gezogen wurde (den und LdL schätzte ich schon länger), merkte ich, dass sie nicht nur Rückmeldungen und das Knüpfen von Kontakten erlaubten, sondern dass man dabei ausführlichen Diskussionen folgen und in diese neue Aspekte einbringen konnte.  Also Blogsoftware und die Kommentarfunktion sind mir wichtig, ja.
Gegenüber Twitter war ich misstrauisch, habe meinen Account dort auch einige Zeit ruhen lassen, doch inzwischen habe ich mehrere Accounts aufgemacht, die ich zwar fast durchweg sehr vernachlässige, aber auf Twitter verzichten würde ich ungern.
Facebook lehne ich ab. Die Beseitigung von Privatheit (dazu jetzt auch Computerbild), die Facebook aggressiv betreibt, widerspricht m.E. eindeutig dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung.  Und die ist mir wichtiger als die vielen schönen Instrumente, mit denen das Internet soziales Lernen erleichtert. Wenn Social Learning nur in einer Gesellschaft möglich wäre, in der die Regeln von Facebook gelten, würde ich darauf verzichten.
Ich weiß etwas über die Möglichkeiten, auch bei Facebook eine gewisse Datenautonomie zu erhalten, ohne mich darin wirklich auszukennen. Wer Experte ist, wird vermutlich auch bei Facebook noch seine informationelle Selbstbestimmung erhalten können, zumal wenn er aus bewusster Entscheidung seine Privatsphäre energisch beschränkt oder auch ganz aufgibt.
Weil Facebook aber so leicht zugänglich ist, dass es auch dem in Datenschutz ganz Unbefangenen den Zugang erlaubt, hat es für mich dieselbe moralische Integrität wie die Stasi. Die war (als Organisation, nicht alle Mitglieder) auch davon überzeugt, dass ihr System richtig sei.

Weitere Tools? Natürlich braucht man viele, manche weniger als andere. Doch das führte mir zu weit.

Hier der Ort, wo die anderen Beiträge zur Blogparade gefunden werden können.

16.10.11

Das Wort ist wie Wasser, es wird immer einen Weg finden,

"... um zum Meer zu gelangen, wo immer es auch entspringt, und wenn es tausend Jahre dauert, am Ende fließt es ins Meer."
Dieser Satz und die Lebendigkeit, mit der er seine Sätze vorträgt, haben mich so beeindruckt, dass ich auf den diesjährigen Friedenspreisträger, den algerischen Schriftsteller Boualem Sansal unbedingt hinweisen möchte, auch wenn er sich auch ohne das bei uns bekannt macht. (Hier der Download des Interviews, das mich so beeindruckt hat.)
Für die rasche schriftliche Information der obere Link zur Wikipedia und hier ein weiterer Link.

Social Learning - Web 2.0

Eine Blogparade soll laufen, auf diesem Gebiet gebe es keine Experten, alle seien Lernende.
Soll ich meine Skepsis gegenüber dem In-den-Himmel-heben von Web 2.0 hier äußern?
Dafür müsste ich freilich die bisherigen Beiträge sorgfältig studieren und die Fragen für meine Zwecke nutzen.
Hier die Fragen:
Die Teilnehmer der Blogparade sind aufgefordert ihren persönlichen Zugang zu Social Learning, ihre eigenen Erfahrungen und den persönlichen Stellenwert von Social Learning schildern. Dazu sollen die nachfolgenden fünf Fragen als Gerüst dienen:
  • Was verstehe ich unter Social Learning? (Die 3 wichtigsten Kennzeichen)
  • Welche Tools und Methoden haben mich begeistert? (Beim Lernen, in der Lehre, im Training)
  • Wie sieht meine ideale persönliche Lernumgebung aus? (bezogen auf Tools, Community, Art der Zusammenarbeit)
  • Wie weit ist ein Mentalitätswandel hin zu kooperativem Lernen im Netz schon verwirklicht? (Im persönlichen Bereich, im Unternehmen, im Hochschulbereich)
  • Wie könnte/sollte sich Social Learning in den nächsten Jahren entwickeln?

Vielleicht regt die Tatsache, dass ich dazu noch eine Zeit lang nichts schreiben werde, jemand anders an?



Voraussetzungen für Social Learning:

Jarche: Those hard soft skills
Lindner: 10 Regeln für Lerncommunities

9.10.11

Abschied von den Menschenrechten?

DEM STAAT IST ERLAUBT, COMPUTER ZU ÜBERWACHEN UND AUSZUSPÄHEN.

Das ist - in engen Grenzen - vom Bundesverfassungsgericht abgesichertes staatliches Recht.
Die Würde des Menschen ist durch staatlich produzierte Programme zu beseitigen. Das ist nach Analyse des Chaos Computer Clubs das Ergebnis einer Untersuchung der bundesdeutschen Überwachungssoftware.

Denn jeder - das besagt das Untersuchungsergebnis -, der das dafür notwendige Know-how  hat, kann auf den Computer eines gesetzestreuen Bürgers Beweismaterial laden, das ihn schwerster Straftaten überführt.
Damit besteht für einen verantwortungsvollen Richter nur noch die Alternative, jedes per Computerüberwachung festgestellte Beweismaterial unabhängig von der Glaubwürdigkeit des Angeklagten zu akzeptieren oder gar keines mehr. Die Ergebnisse solcher Überwachung werden somit entweder vollständig gerichtsuntauglich oder sie können jedes Opfer eines solchen Computerangriffs zum öffentlichen Verbrecher machen, ohne jede Chance auf Rehabilitation.
Was Strauss-Khan passiert ist, droht künftig also jedem von uns. Die Unsicherheit der Öffentlichkeit, ob es sich um Verbrecher oder Opfer handelt, ist für den Rest seines Lebens nicht mehr auszuräumen.

Wird es dem Staat nach dieser Analyse noch möglich sein, das Vertrauen in ihn wieder herzustellen?

Die Hintergründe und Zusammenhänge werden bald ausführlich behandelt werden, daher zunächst nur zwei Links.: 1 und 2

Nachtrag vom 10.10.:

Der Staatstrojaner wurde vom LKA Bayern verwendet. Von wem sonst ist noch unklar.
Zur Analyse des Trojaners (pdf)

Linkhinweise von Antonie:


Trojanererläuterungen von faz.net

100x eingesetzt


Staatstrojaner in 3 Minuten-Video erklärt...
aus Caschys-Blog

und Hintergrundartikel aus Spiegel-Online

Artikel und Video aus WDR

sowie einen Artikel von Schieb