16.11.11

In Kürze: das kurze 20. Jahrhundert

Michael Martens von der FAZ behauptet, die Historiker sprächen vom 20. Jahrhundert als von dem "kurzen", weil es so viele Katastrophen enthalten habe.
Als Historiker halte ich das deshalb für einen bemerkenswerten Unsinn, weil die historische Rede vom langem 19. Jh. und dem kurzen 20. inzwischen in den meisten anderen Feuilletons schon ganz geläufig ist.
Das 19. Jh. rechnet man wegen der Epocheneinschnitte Französische Revolution (1789 ff) und Erster Weltkrieg (1914 ff) zu den langen, das 20. wegen der Einschnitte Erster Weltkrieg (1914 ff) und Zusammenbruch des Ostblocks (1989 ff) zu den kurzen.
Gegenüber "so viele Katastrophen enthalten" ist die Rede von der zunehmenden Komplexität im 20. und 21. Jahrhundert doch recht rational, auch wenn sie relativ willkürlich ist und sich mit beinah genauso guten Argumenten bestreiten  wie untermauern lässt.

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