Axel W. Bauer, Medizinhistoriker, Wissenschaftstheoretiker und Medizinethiker, schreibt am 28.10.12 in der FAS (S.15):
Der "Organmangel ist keine Naturkonstante, sondern eine Folge davon, dass aufgrund von wissenschaftlichen und medizintechnischen Fortschritten mehr transplantiert wird. Man kann daher die Prognose wagen: Je erfolgreicher die Transplantationsmedizin in qualitativer und quantitativer Hinsicht künftig wird, desto größer wird ihr Bedarf an Organen und damit der relative Organmangel werden."
Über Organspender schreibt er:
"Das Interesse an seinen Organen führt zu einer Konzentration auf die Vitalerhaltung dieser Organe über den Zeitpunkt eines menschenwürdigen Sterbens hinaus."
Sein Schluss:
"Einen rechtlichen oder gar moralischen Anspruch auf die Überlassung von fremden Organen, die konstitutiver Teil einer anderen Person waren, kann es um der Würde des Menschen, die auch die Würde des Organspenders mit umfasst, nicht geben. Insofern müssen sich Medizin und Gesellschaft bei allem Fortschrittsoptimismus auf diesem Feld auch künftig in eine gewisse Selbstbegrenzung ihrer Wünsche fügen."
Ein Ausweg aus dem Dilemma wäre, wenn man Wesen mit menschlichen Organen herstellte, die laut gesellschaftlicher Definition keine Menschen wären.
Was das für die Gesellschaft, die solche Definitionen vornimmt, bedeutet, hat Kazuo Ishiguro mit viel Einfühlung in die gutmeinenden Täter und die menschlichen Opfer beschrieben. Zum Roman und zu dem Zusammenhang des Themas mit dem der KZs des Naziregimes habe ich mich hier geäußert.
Ich war schon lange dagegen, ein Organ gespendet zu bekommen, und gegen einen Druck in Richtung Bereitschaft zur Organspende. Bauers Argumentation läuft darauf hinaus, dass aber auch freiwillige Organspende für den Todesfall ausgeschlossen werden sollte, weil sie den Verzicht auf Menschenwürde darstellte.
Ich habe meine hier begründete Bereitschaft zu freiwilliger Organspende nach ca. 30 Jahren, in denen ich einen Organspenderausweis bei mir getragen habe, jetzt beendet.
Dass Organtransplantationen unsozial sind, weil die Organspender nicht selten aus finanziellen Notlagen heraus spenden und die Empfänger hohe Summen für die Organe bezahlen, war mir bekannt. Mit meiner Spende wollte ich einen - zugegebenen minimalen - Beitrag dagegen leisten. Ein menschenunwürdiges Sterben zu provozieren bin ich dafür aber nicht bereit.
Das Thema wird seit 2007 (oder früher?) auf breiter Basis diskutiert. Ich habe nicht den Eindruck, dass den Argumenten von A. W. Bauer schon genügend Aufmerksamkeit geschenkt worden ist.
Mehr Artikel zu dem Thema findet man in meinen Blogs unter dem Suchwort (Tag, Label) "Organspende".
Auf den Gastbeitrag zu diesem Thema möchte ich aber ausdrücklich hinweisen.
29.10.12
19.10.12
Weiteres zu historischem Lernen in Blogs
Stefan Hessbrüggens Aufsatz Tatsachen im semantischen Web: Nanopublikationen in den digitalen Geisteswissenschaften? ist ebenso wie die im vorigen Blogpost genannten Aufsätze für ein Open Peer Review freigegeben.
Hessbrüggen geht dort davon aus, dass es einen "Fundus unbestrittener und wohl auch unbestreitbarer Tatsachen" gibt, mit denen sich geisteswissenschaftliche Forschung befasst, und beschäftigt sich mit der Methode, wie diese Tatsachen maschinenlesbar gemacht werden können.
Da seine Überlegungen weit komplizierter sind als etwa die zur computergeeigneten Katalogisierung von Publikationen, kann ich wenig zur Besprechung der Arbeit beitragen und möchte daher interessierte und kompetente Leser auf den Aufsatz aufmerksam machen.
Meine eigene Beurteilung bleibt sehr allgemein.
Faszinierend an dem Aufsatz finde ich die Vorstellung, dass genauso wie jetzt Wortsuche in digitalen Dokumenten durch Computer möglich geworden ist, auch 'geisteswissenschaftliche Tatsachen' durch Computer gesucht und in ihren Beziehungen zu anderen 'geisteswissenschaftlichen Tatsachen' beschrieben werden könnten.
Zwei Überlegungen machen mich allerdings skeptisch, ob in absehbarer Zeit die Aufbereitung geisteswissenschaftlicher Texte zu computerlesbaren 'Tatsachen' den Aufwand lohnt.
1. die Besonderheit der Aussage „Hamlet ist Prinz von Dänemark“. Denn nicht nur Shakespeares, Georg Brittings und Döblins Hamlet unterscheiden sich sehr, von all den mir weniger vertrauten fiktiven Hamlets zu schweigen, sondern auch ihr „Prinz-von-Hamlet-sein“.
2. Der in der Politikwissenschaft in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unternommene Versuch, Ereignisse zu quantifizieren und so mathematischer Kalkulation zugänglich zu machen, ist meiner Kenntnis nach nicht sehr erfolgreich gewesen.
Hessbrüggen geht dort davon aus, dass es einen "Fundus unbestrittener und wohl auch unbestreitbarer Tatsachen" gibt, mit denen sich geisteswissenschaftliche Forschung befasst, und beschäftigt sich mit der Methode, wie diese Tatsachen maschinenlesbar gemacht werden können.
Da seine Überlegungen weit komplizierter sind als etwa die zur computergeeigneten Katalogisierung von Publikationen, kann ich wenig zur Besprechung der Arbeit beitragen und möchte daher interessierte und kompetente Leser auf den Aufsatz aufmerksam machen.
Meine eigene Beurteilung bleibt sehr allgemein.
Faszinierend an dem Aufsatz finde ich die Vorstellung, dass genauso wie jetzt Wortsuche in digitalen Dokumenten durch Computer möglich geworden ist, auch 'geisteswissenschaftliche Tatsachen' durch Computer gesucht und in ihren Beziehungen zu anderen 'geisteswissenschaftlichen Tatsachen' beschrieben werden könnten.
Zwei Überlegungen machen mich allerdings skeptisch, ob in absehbarer Zeit die Aufbereitung geisteswissenschaftlicher Texte zu computerlesbaren 'Tatsachen' den Aufwand lohnt.
1. die Besonderheit der Aussage „Hamlet ist Prinz von Dänemark“. Denn nicht nur Shakespeares, Georg Brittings und Döblins Hamlet unterscheiden sich sehr, von all den mir weniger vertrauten fiktiven Hamlets zu schweigen, sondern auch ihr „Prinz-von-Hamlet-sein“.
2. Der in der Politikwissenschaft in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unternommene Versuch, Ereignisse zu quantifizieren und so mathematischer Kalkulation zugänglich zu machen, ist meiner Kenntnis nach nicht sehr erfolgreich gewesen.
15.10.12
Historisches Lernen über Blogs
Die Autoren des Aufsatzes rufen zum Peer-Review auf.
Wer stiftet einen Kommentar?
Ach ja, lesen sollte man den Aufsatz freilich auch noch.
Als Blogger fällt mir natürlich als erstes auf, dass im Text Links fehlen, man findet sie aber in Blog- und Literaturliste (so auch der zum Aufsatz von Graf und Mareike König zur deutschen Geschichtsblogosphäre).
Dann sollte ich anmerken, dass dem Blogger die ausführlichen Einleitungen wissenschaftlicher Aufsätze besonders bei Internetthemen reichlich redundant erscheinen. Aber wer sich kurz fasst, ist halt kein deutscher Wissenschaftler. (Amerikaner scheinen es anders zu sehen.)
Interessant wird der Text für mich frühestens ab Absatz 16, ab Absatz 21 lerne ich - Schande über mich! - dann wirklich etwas Neues hinzu, nämlich die Systematik.
Es stört mich, dass das eingedeutschte Fremdwort Sphäre partout sphere geschrieben wird, als hätten wir es erst über das Englische in unseren Sprachschatz eingeführt.
Nachtrag vom 18.10.12:
Nur der Tatsache, dass ich zu dem Aufsatz und demPeer Review über Link gekommen bin und nicht über das - noch nicht - gedruckte Buch ist es geschuldet, dass ich bei dieser Anmerkung den Titel der Aufsatzsammlung noch nicht kannte: historyblogosphere.
Da hätte ich mir meine Anmerkung sparen können.
Absatz 26 4. Zeile von unten: Komma vor adversativen Konjunktionen
Absatz 26 bis 36 waren für mich sehr informativ. Da ich nicht mehr unterrichte, waren die allgemeinen didaktischen Überlegungen mir neu.
Herzlichen Dank für den Überblick, den ich ohne den Twitterhinweis nicht gelesen hätte!
Bei einem wirklichen Peer Review setzte jetzt die Reflexion der dort vorgetragenen Gedanken an.
Ich beschränke mich hier auf den Hinweis, dass ich in meinem Unterricht Blogs mehr als Onlinearchiv eingesetzt habe, während ich, von der Wikipedia her kommend, für die gemeinsame Arbeit Wkis vorgezogen habe.
Jetzt sehe ich, dass dort die Konzentration auf das Endprodukt die Multiperspektivität von Geschichte eher als störend empfinden lässt, während Blogs sie stärker verdeutlichen könnten. (Über die jeweiligen Vorzüge bei der Verwendung wäre dann anhand konkreter Projekte zu diskutieren.)
Übrigens:
Das Lob von "Medien im Geschichtsunterricht" gefällt mir, weil der Blog mit HistNet zu meinen beiden am häufigsten gelesenen - historischen - Blogs gehört.
Nachtrag vom 17.10.12:
Mit Genuss und Gewinn habe ich den Artikel von Julia Schreiner "Neue (Auf)Schreibsysteme. Verändern Weblogs die Konventionen des geschichtswissenschaftlichen Schreibens?" gelesen. - Mein Open Peer Review war extrem kurz. Hier kann ich es noch stärker kürzen: "gut".
Es kann gut sein, dass der Twitterhinweis auf das Open Peer Review die Herausgeberin überraschend getroffen hat und noch mehr, dass daraufhin ein unbedarfter Geschichtslehrer und Blogger wie ich sich frech als ein Peer versteht, nur weil das Review open ist. (Zumal ich dann auch noch im Blog darüber berichte und die Möglichkeit der Beteiligung noch weiter bekannt wird.)
Hoffentlich schreckt das nicht von weiteren Versuchen dieser Art ab.
Andererseits gehört es zur Erfahrung, dass im Netz nicht nur Fachleute und Vandalen, sondern auch wohlmeinende Unbedarfte unterwegs sind und sich äußern.
Umso deutlicher möchte ich meinen Dank für dieses mutige Unternehmen aussprechen. So sehr ich als Miniblogger geneigt bin, die Vorteile der Blogs hochzuschätzen, so dankbar bin ich dafür, dass mein Horizont durch die Publikation über "Bloggen in den Geschichtswissenschaften" so erweitert wird.
Nachtrag vom 28.10.:
Im Umkreis des oben genannten Open Peer Review ist ein interessanter Blogbeitrag über das Kommentieren in wissenschaftlichen Blogs mit einer fast noch interessanteren Diskussion entstanden.
Ohne die Zeit, darauf einzugehen, möchte ich doch darauf hingewiesen haben.
Wer stiftet einen Kommentar?
Ach ja, lesen sollte man den Aufsatz freilich auch noch.
Als Blogger fällt mir natürlich als erstes auf, dass im Text Links fehlen, man findet sie aber in Blog- und Literaturliste (so auch der zum Aufsatz von Graf und Mareike König zur deutschen Geschichtsblogosphäre).
Dann sollte ich anmerken, dass dem Blogger die ausführlichen Einleitungen wissenschaftlicher Aufsätze besonders bei Internetthemen reichlich redundant erscheinen. Aber wer sich kurz fasst, ist halt kein deutscher Wissenschaftler. (Amerikaner scheinen es anders zu sehen.)
Interessant wird der Text für mich frühestens ab Absatz 16, ab Absatz 21 lerne ich - Schande über mich! - dann wirklich etwas Neues hinzu, nämlich die Systematik.
Es stört mich, dass das eingedeutschte Fremdwort Sphäre partout sphere geschrieben wird, als hätten wir es erst über das Englische in unseren Sprachschatz eingeführt.
Nachtrag vom 18.10.12:
Nur der Tatsache, dass ich zu dem Aufsatz und demPeer Review über Link gekommen bin und nicht über das - noch nicht - gedruckte Buch ist es geschuldet, dass ich bei dieser Anmerkung den Titel der Aufsatzsammlung noch nicht kannte: historyblogosphere.
Da hätte ich mir meine Anmerkung sparen können.
Absatz 26 4. Zeile von unten: Komma vor adversativen Konjunktionen
Absatz 26 bis 36 waren für mich sehr informativ. Da ich nicht mehr unterrichte, waren die allgemeinen didaktischen Überlegungen mir neu.
Herzlichen Dank für den Überblick, den ich ohne den Twitterhinweis nicht gelesen hätte!
Bei einem wirklichen Peer Review setzte jetzt die Reflexion der dort vorgetragenen Gedanken an.
Ich beschränke mich hier auf den Hinweis, dass ich in meinem Unterricht Blogs mehr als Onlinearchiv eingesetzt habe, während ich, von der Wikipedia her kommend, für die gemeinsame Arbeit Wkis vorgezogen habe.
Jetzt sehe ich, dass dort die Konzentration auf das Endprodukt die Multiperspektivität von Geschichte eher als störend empfinden lässt, während Blogs sie stärker verdeutlichen könnten. (Über die jeweiligen Vorzüge bei der Verwendung wäre dann anhand konkreter Projekte zu diskutieren.)
Übrigens:
Das Lob von "Medien im Geschichtsunterricht" gefällt mir, weil der Blog mit HistNet zu meinen beiden am häufigsten gelesenen - historischen - Blogs gehört.
Nachtrag vom 17.10.12:
Mit Genuss und Gewinn habe ich den Artikel von Julia Schreiner "Neue (Auf)Schreibsysteme. Verändern Weblogs die Konventionen des geschichtswissenschaftlichen Schreibens?" gelesen. - Mein Open Peer Review war extrem kurz. Hier kann ich es noch stärker kürzen: "gut".
Es kann gut sein, dass der Twitterhinweis auf das Open Peer Review die Herausgeberin überraschend getroffen hat und noch mehr, dass daraufhin ein unbedarfter Geschichtslehrer und Blogger wie ich sich frech als ein Peer versteht, nur weil das Review open ist. (Zumal ich dann auch noch im Blog darüber berichte und die Möglichkeit der Beteiligung noch weiter bekannt wird.)
Hoffentlich schreckt das nicht von weiteren Versuchen dieser Art ab.
Andererseits gehört es zur Erfahrung, dass im Netz nicht nur Fachleute und Vandalen, sondern auch wohlmeinende Unbedarfte unterwegs sind und sich äußern.
Umso deutlicher möchte ich meinen Dank für dieses mutige Unternehmen aussprechen. So sehr ich als Miniblogger geneigt bin, die Vorteile der Blogs hochzuschätzen, so dankbar bin ich dafür, dass mein Horizont durch die Publikation über "Bloggen in den Geschichtswissenschaften" so erweitert wird.
Nachtrag vom 28.10.:
Im Umkreis des oben genannten Open Peer Review ist ein interessanter Blogbeitrag über das Kommentieren in wissenschaftlichen Blogs mit einer fast noch interessanteren Diskussion entstanden.
Ohne die Zeit, darauf einzugehen, möchte ich doch darauf hingewiesen haben.
Labels:
Blog,
Geschichte,
Lernen,
Open Peer Review
14.10.12
Europäische Öffentlichkeit für europäische Demokratie
Ich habe nie recht an die Demokratisierung der Europäischen Union geglaubt, so lange es keine Europäische Öffentlichkeit gibt. Die geringen Ansätze, die es gab, schienen mir allenfalls für eine ganz schmale intellektuelle Elite zugänglich zu sein.
Aber inzwischen hat sich presseurop zu einer europäischen Zeitung im Internet (in 10 Sprachen) entwickelt, die ansprechend aufgemacht ist und zu den jeweiligen Originalartikeln verlinkt ist, aber auch eigene - übernationale - Artikel und Karikaturen enthält. So kann man auch bei sehr begrnzter Kenntnis der europäischen Sprachen Positionen aus allen Staaten der EU kennenlernen. Schon jetzt kann man auch alle Artikel dieser Presseschau kommentieren und sich die Kommentare, deren Sprache man nicht versteht, übersetzen lassen.
Zunächst ist das gewiss auch nur ein Forum für wenige, aber es ist endlich ein europäisches, das - tendenziell - der Mehrheit der EU-Bürger zugänglich ist.
Ich habe mir vorgenommen, es mitzuverfolgen und mich daran zu beteiligen.
Aber inzwischen hat sich presseurop zu einer europäischen Zeitung im Internet (in 10 Sprachen) entwickelt, die ansprechend aufgemacht ist und zu den jeweiligen Originalartikeln verlinkt ist, aber auch eigene - übernationale - Artikel und Karikaturen enthält. So kann man auch bei sehr begrnzter Kenntnis der europäischen Sprachen Positionen aus allen Staaten der EU kennenlernen. Schon jetzt kann man auch alle Artikel dieser Presseschau kommentieren und sich die Kommentare, deren Sprache man nicht versteht, übersetzen lassen.
Zunächst ist das gewiss auch nur ein Forum für wenige, aber es ist endlich ein europäisches, das - tendenziell - der Mehrheit der EU-Bürger zugänglich ist.
Ich habe mir vorgenommen, es mitzuverfolgen und mich daran zu beteiligen.
Labels:
EU,
Europäische Öffentlichkeit,
Europäische Union,
Presseschau
11.10.12
Erfahrungen mit Motivation
"Dann hab ich gottseidank die Kurve gekriegt, zur Zufriedenheit der Studenten und auch zu meiner eigenen Zufriedenheit. Ich bin dazu übergegangen, alles in der Gesamtgruppe Schritt für Schritt zu machen (was ich normalerweise überhaupt nicht leiden kann), aber für diese Gruppe war es GENAU das richtige. "Okay, jetzt alle mal eine Strecke konstruieren, und zwar so." ... (zwei Minuten rumlaufen, schauen, bis es alle haben). "Jetzt konstruiert einen Kreis so....".... (zwei Minuten rumlaufen, schauen, bis es alle haben). ... usw. usw. [...] Woran man mal wieder sieht, dass man seine Methodenwahl auch nach der Lerngruppe ausrichten muss."
Was war vorhergegangen?
Fehlte es an Motivation?
Von seiten der Studenten, von seiten des Lehrers?
Zur Beantwortung der Fragen kann man nachlesen in CS Spannagel: "Über die Dehnung von Geduldsfäden."
Ich bekam eine Migrantin über 40 Jahre als Deutschschülerin, eine Altenpflegehelferin, die der Lehrerin im Altenpflegekurs keine Freude gemacht hatte.
In Unkenntnis dessen, was sie für ihre Arbeit brauchte, meinte ich zu ihr, sie müsse entscheiden, was sie lernen müsse. Das ging gut, bis ich als Texte für unsere sprachlichen Übungen welche aus dem Themenbereich der Altenpflege wählte. Ich merkte zunächst nichts, bis sie mir sagte, der Unterricht gefalle ihr nicht mehr.
Wie konnte es passieren, dass sie einige Zeit später mit Texten aus dem Bereich der Altenpflege zufrieden war, ja sogar mehr Texte dieser Art anforderte?
Statt Sachtexten suchte ich Erfahrungsberichte, und sie suchte Texte, wie sie an ihrem konkreten Arbeitsplatz geschrieben wurden.
Dass das nicht eins zu eins auf Schulunterricht in großen Klassen übertragen werden kann, versteht sich von selbst. Wenn aber beide Seiten daran glauben, dass der Partner im Lernarrangement besten Willens ist, eine möglichst günstige Lernsituation zu schaffen, dann wird des öfteren Vergleichbares möglich sein.
Was war vorhergegangen?
Fehlte es an Motivation?
Von seiten der Studenten, von seiten des Lehrers?
Zur Beantwortung der Fragen kann man nachlesen in CS Spannagel: "Über die Dehnung von Geduldsfäden."
Ich bekam eine Migrantin über 40 Jahre als Deutschschülerin, eine Altenpflegehelferin, die der Lehrerin im Altenpflegekurs keine Freude gemacht hatte.
In Unkenntnis dessen, was sie für ihre Arbeit brauchte, meinte ich zu ihr, sie müsse entscheiden, was sie lernen müsse. Das ging gut, bis ich als Texte für unsere sprachlichen Übungen welche aus dem Themenbereich der Altenpflege wählte. Ich merkte zunächst nichts, bis sie mir sagte, der Unterricht gefalle ihr nicht mehr.
Wie konnte es passieren, dass sie einige Zeit später mit Texten aus dem Bereich der Altenpflege zufrieden war, ja sogar mehr Texte dieser Art anforderte?
Statt Sachtexten suchte ich Erfahrungsberichte, und sie suchte Texte, wie sie an ihrem konkreten Arbeitsplatz geschrieben wurden.
Dass das nicht eins zu eins auf Schulunterricht in großen Klassen übertragen werden kann, versteht sich von selbst. Wenn aber beide Seiten daran glauben, dass der Partner im Lernarrangement besten Willens ist, eine möglichst günstige Lernsituation zu schaffen, dann wird des öfteren Vergleichbares möglich sein.
5.10.12
Was schafft Motivation?
Thesen zu "Was schafft Motivation?"
allgemein:
1. Bedürfnisse (z.B. Hunger, Neugier, sieh auch: Maslowsche Bedürfnispyramide)
2. starke Gefühle (z.B. Hass, Liebe, Zorn/Empörung, Mitleid, Neid)
2. Ziele (z.B. Entwurf einer besseren Zukunft)
3. Selbstwirksamkeitserwartung / noch stärker: das Gefühl, gebraucht zu werden
spezieller:
4. ein niedrigschwelliges Angebot ("Gelegenheit macht Diebe") - Beispiel Barcamps, insbesondere clc12
5. die Kombination von Aufgabe/Projekt und Lernanlass (forschendes Lernen, workplace learning)
5a) Spezialfall: Lernen durch Lehren
6. Anregung durch ein lernbereites Umfeld (Vorbildfunktion von Lehrer und Mitschülern) Beispiel: Inklusion (Inklusionstag); Lernen auf Augenhöhe
7. soziale Anerkennung
8. emotionale Zuwendung* (Wie anders bekommt man Hauptschüler dazu, ein Buch zu schreiben und öffentlich über an sich selbst beobachtete Lerndefizite zu schreiben?)
9. äußerer Druck ("Not lehrt beten") - Lernunmotivierte und Lerndemotivierte, die per Definition keine intrinsische Motivation mitbringen, werden wegen des größeren Reizes von Unterhaltungsangeboten abgelenkt, Beispiel Pinocchio. Helfen kann da nur extrinsische Motivation: Lernen für den Lehrer, für die Gruppe oder aufgrund von äußerem Druck.
Die Thesen stellen eine sehr subjektive Verkürzung der Aussagen in der Blogparade "Wie motiviert man Unmotivierte?" dar.
Nach und nach werden Begründungen nachgereicht. Dabei hoffe ich auf viel Kritik, die es mir erleichtert, herauszufinden, wo es an Begründungen fehlt oder wo eine These verändert werden sollte.
*aus diesem Anlass: Welttag des Lehrers (Twitter, Presseartikel)
Motivationstheorien an Beispielen (ZEIT online 19.9.2016)
Weshalb Motivation allein nicht reicht.
Ich bin überzeugt, dass Motivation nicht der einzige Ansatzpunkt ist, um bessere Lernergebnisse zu erreichen. Oft fehlt es an den materiellen Voraussetzungen.
Dabei meine ich nicht speziell die Computer, die in indischen Dörfern weitab von jeder Bildungsinstitution aufgestellt werden und wo vierjärige Mädchen, wenn sie denn einmal an dem umdrängten Kasten herankommen, sich teils als begnadete Problemlöserinnen erweisen sollen. Es geht konkret darum, ob Lernfähigen Zeit und Raum für Konzentration auf Lernen ermöglicht wird. (Beispiel: der afrikanische Schweißerlehrling und seine Deutschkenntnisse )
Comuputer und Internetzugang allein reichen allerdings auch nicht. Nicht wenige der billigen Computer, die in Afrika verteilt wurden, werden inzwischen nicht mehr benutzt, weil sie angesichts der Anforderungen des täglichen Lebens an Reiz verloren haben.
Hinweise:
Lernkultur auf dem clc12
allgemein:
1. Bedürfnisse (z.B. Hunger, Neugier, sieh auch: Maslowsche Bedürfnispyramide)
2. starke Gefühle (z.B. Hass, Liebe, Zorn/Empörung, Mitleid, Neid)
2. Ziele (z.B. Entwurf einer besseren Zukunft)
3. Selbstwirksamkeitserwartung / noch stärker: das Gefühl, gebraucht zu werden
spezieller:
4. ein niedrigschwelliges Angebot ("Gelegenheit macht Diebe") - Beispiel Barcamps, insbesondere clc12
5. die Kombination von Aufgabe/Projekt und Lernanlass (forschendes Lernen, workplace learning)
5a) Spezialfall: Lernen durch Lehren
6. Anregung durch ein lernbereites Umfeld (Vorbildfunktion von Lehrer und Mitschülern) Beispiel: Inklusion (Inklusionstag); Lernen auf Augenhöhe
7. soziale Anerkennung
8. emotionale Zuwendung* (Wie anders bekommt man Hauptschüler dazu, ein Buch zu schreiben und öffentlich über an sich selbst beobachtete Lerndefizite zu schreiben?)
9. äußerer Druck ("Not lehrt beten") - Lernunmotivierte und Lerndemotivierte, die per Definition keine intrinsische Motivation mitbringen, werden wegen des größeren Reizes von Unterhaltungsangeboten abgelenkt, Beispiel Pinocchio. Helfen kann da nur extrinsische Motivation: Lernen für den Lehrer, für die Gruppe oder aufgrund von äußerem Druck.
Die Thesen stellen eine sehr subjektive Verkürzung der Aussagen in der Blogparade "Wie motiviert man Unmotivierte?" dar.
Nach und nach werden Begründungen nachgereicht. Dabei hoffe ich auf viel Kritik, die es mir erleichtert, herauszufinden, wo es an Begründungen fehlt oder wo eine These verändert werden sollte.
*aus diesem Anlass: Welttag des Lehrers (Twitter, Presseartikel)
Motivationstheorien an Beispielen (ZEIT online 19.9.2016)
Weshalb Motivation allein nicht reicht.
Ich bin überzeugt, dass Motivation nicht der einzige Ansatzpunkt ist, um bessere Lernergebnisse zu erreichen. Oft fehlt es an den materiellen Voraussetzungen.
Dabei meine ich nicht speziell die Computer, die in indischen Dörfern weitab von jeder Bildungsinstitution aufgestellt werden und wo vierjärige Mädchen, wenn sie denn einmal an dem umdrängten Kasten herankommen, sich teils als begnadete Problemlöserinnen erweisen sollen. Es geht konkret darum, ob Lernfähigen Zeit und Raum für Konzentration auf Lernen ermöglicht wird. (Beispiel: der afrikanische Schweißerlehrling und seine Deutschkenntnisse )
Comuputer und Internetzugang allein reichen allerdings auch nicht. Nicht wenige der billigen Computer, die in Afrika verteilt wurden, werden inzwischen nicht mehr benutzt, weil sie angesichts der Anforderungen des täglichen Lebens an Reiz verloren haben.
Hinweise:
Lernkultur auf dem clc12
Abonnieren
Posts (Atom)