14.3.12

Götz Aly

Ich habe Götz Aly gelobt. Ehre, wem Ehre gebührt.
Ich habe schon manches Mal meinem Ärger und meiner Empörung über das, was er geschrieben hat, nur am Frühstückstisch oder in E-Mails Luft gemacht und noch häufiger dazu ganz geschwiegen.
Ich werde es weiter so halten, aber nicht immer.

In der Frankfurter Rundschau vom 13.3.2012 schreibt Aly:
Griechenland braucht einen Marshallplan! Materielle und monetäre Hilfe zum Wiederaufbau, so wie sie Westdeutschland 1948 dank amerikanischer Großherzigkeit erhalten hatte!

Wer das fordert, hat auch von Geschichte keine Ahnung. Ich jedenfalls wünsche Griechenland keinen Marshallplan, und zwar aus humanitären Gründen. Zur Erinnerung: Die Voraussetzung für das amerikanische Kredit- und Aufbauprogramm bildete die Währungsreform vom 20. Juni 1948. (FR vom 13.3.12)

Leistungen aus dem Marshallplan gingen an 19 Staaten. Nur einer davon erlebte die "Währungsreform vom 20. Juni 1948". Der Marshallplan war nicht nur in Deutschland ein Erfolg.
Natürlich sind Kredite besonders wirksam da, wo es an (fast) allem fehlt, wie es damals in Deutschland war. Natürlich sind Kredite nur da sinnvoll, wo sie nicht nur dafür verwendet werden, privaten Reichtum zu vermehren oder sie gar vollends zu verzocken.
Aber das Sparprogramm, das mit der Weltwirtschaftskrise über das Deutschland der Weimarer Republik hereinbrach, hatte böse politische Folgen.
Götz Aly kennt sie weit besser als ich.

"Wer das fordert, hat auch von Geschichte keine Ahnung", schreibt Götz Aly und setzt dabei auf seine Autorität als Historiker.
Wer so schludrig argumentiert wie Aly, um damit seine ideologischen Positionen zu rechtfertigen, betreibt Geschichtsklitterung. Aly schadte nicht nur seinem eigenen Ruf. Wenn ein verdienter Historiker so etwas tut, diskreditiert er die Geschichtswissenschaft.
Das wenigstens einmal öffentlich ausgesprochen zu haben, glaube ich dem Berufsstand, dem Aly lange Zeit sehr erfolgreich angehört hat, schuldig zu sein.

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